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/ 12.06.2013
Christoph Jünke (Hrsg.)

Am Beispiel Leo Koflers. Marxismus im 20. Jahrhundert

Münster: Westfälisches Dampfboot 2001; 329 S.; 31,70 €; ISBN 3-89691-427-8
In der Biografie Leo Koflers (1907-1995) spiegeln sich Brüche und Niederlagen des "westlichen" Marxismus wie nur in wenigen anderen Lebensläufen. Zwischen Naziverfolgung und Emigration, Engagement für den "realen" Sozialismus der frühen DDR und entschiedener Kritik des Stalinismus, Flucht in den Westen und später Anerkennung im linken akademischen Milieu der Bundesrepublik, war Kofler, der sich 1948 an der Universität Halle habilitierte, praktisch wie theoretisch in der marxistischen Debatte ein...
Christoph Jünke (Hrsg.)

Am Beispiel Leo Koflers. Marxismus im 20. Jahrhundert

Münster: Westfälisches Dampfboot 2001; 329 S.; 31,70 €; ISBN 3-89691-427-8
In der Biografie Leo Koflers (1907-1995) spiegeln sich Brüche und Niederlagen des "westlichen" Marxismus wie nur in wenigen anderen Lebensläufen. Zwischen Naziverfolgung und Emigration, Engagement für den "realen" Sozialismus der frühen DDR und entschiedener Kritik des Stalinismus, Flucht in den Westen und später Anerkennung im linken akademischen Milieu der Bundesrepublik, war Kofler, der sich 1948 an der Universität Halle habilitierte, praktisch wie theoretisch in der marxistischen Debatte ein Einzelgänger. Einzelgänger auch darin, dass er - theoretisch geprägt von dem Austro-Marxisten Max Adler und der Budapester Schule Georg Lukacs - die Nähe zur "Neuen Linken" in der Bundesrepublik suchte, zugleich jedoch die Ansätze der neuen sozialen Bewegungen (auch der Grünen) mit orthodoxen Argumenten kritisierte. Zu seinen bekanntesten Werken dürfte immer noch "Zur Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft. Versuch einer verstehenden Deutung der Neuzeit" (1948, Neuauflage 1966 Neuwied) zählen. Der von der (1996 gegründeten) Leo-Kofler-Gesellschaft herausgegebene Sammelband will Koflers Auseinandersetzungen mit Geschichtsphilosophie und Anthropologie, Ästhetik und Ideologiekritik in einer gegenwartsbezogenen Bilanz des sozialistischen Denkens im 20. Jahrhundert vergegenwärtigen (7 f.). Der Band geht auf einen im Frühjahr 2000 an der Ruhr-Universität Bochum veranstalteten Kongress zurück. Inhalt: Wolfgang Fritz Haug: Rückblick auf den Marxismus des 20. Jahrhunderts. Erbe, Aufgaben, Aussichten einer marxistischen Renaissance (11-26). Theorie und Geschichte der Bürgerlichen Gesellschaft: Ulrich Brieler: Eine Genealogie des kritischen Geistes. Über Leo Koflers Zur Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft (28-45); Michael R. Krätke: Ökonomie und Ideologie. Wes Geistes Kind ist der moderne Kapitalismus? (46-75). Anthropologie und Humanismus: Jakob Moneta: Schweizer Erfahrungen oder das Unbehagen in der Sattheit [1952] (78-95); Günter Brakelmann: Anthropologie und Humanismus bei Kofler. Eine Darstellung (96-104); Hartmut Krauss: Dialektische Totalität und kritischer Humanismus. Leo Koflers Beitrag zu einem subjektwissenschaftlich fundierten Marxismus (105-136). Gesellschaftstheorie und Ästhetik: Rüdiger Dannemann: Georg Lukacs, Leo Kofler und das Problem der Verdinglichung. Probleme der Revitalisierung eines klassischen sozialphilosophischen Begriffs (138-152); Sebastian Herkommer: Die Ideologie der Entideologisierung. Zur Soziologie des Ideologischen heute (153-164); Werner Seppmann: Was heißt heute "herrschendes Denken"? (165-181); Hans Heinz Holz: Zur Wertform des Kunstwerks (182-190); Wilfried Korngiebel: Kofler, Marcuse, Bloch und die Ästhetik (191-211); Horst Müller: Bloch, Kofler und das Projekt einer utopisch-kritischen Wissenschaft gesellschaftlicher Praxis (212-235). Theorie und Praxis: Christoph Jünke: Koflers Stalinismuskritik (238-258); Reinhart Kößler: Asiatische Despotie oder Despotie in der Moderne? Zu den Schwierigkeiten der Linken mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts am Beispiel später Schriften Leo Koflers über das Ende der Sowjetunion (259-279); Roger Behrens: Selbstbildung als Scheinbildung. Koflers Bildungskritik (280-297); Christoph Jünke: Leo Kofler und die Neue Linke. Zur politischen Theorie der progressiven Elite (298-323). Daten zu Leben und Werk von Leo Kofler (324-327).
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 5.465.43 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Christoph Jünke (Hrsg.): Am Beispiel Leo Koflers. Münster: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/13985-am-beispiel-leo-koflers_16760, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 16760 Rezension drucken
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