Geschichtswiss. Diss. Köln; Gutachter: J. Dülffer, B. Fait. - Kim analysiert die Verhandlungen zur Europäischen Politischen Gemeinschaft (EPG) im genannten Zeitraum und fragt nach den Ursachen ihres Scheiterns. Dies erfolgt unter einem multilateralen Gesichtspunkt und mithilfe der historisch-empirischen Methode. In diesem Kontext geht der Autor auf folgende Aspekte ein: Erstens betrachtet er die EPG in Zusammenhang mit der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft (EVG) und fragt, ob das Projekt der Politischen Gemeinschaft für die Ratifizierung des EVG-Vertrages möglicherweise hinderlich war. Zweitens geht es um den Beyen-Plan über die Errichtung eines gemeinsamen Marktes, den Frankreich entschieden ablehnte und der deshalb allgemein als ein Hauptgrund für das Scheitern des EPG-Projektes angesehen wird. Drittens fragt Kim nach den Beziehungen der Union Française zur europäischen Integration. "Wie konnte Frankreich die hauptsächlich auf die Kontrolle über Deutschland ausgerichtete Konzeption der europäischen Integration mit der auf Beibehaltung des Kolonialsystems beruhenden Weltmachtposition harmonisieren?" (22) In Frankreich herrschte Dissens über die zukünftige außenpolitische Rolle des Landes, was die Verhandlungen über die EPG und die EVG-Ratifizierung belastete. Viertens wird die deutsche Haltung zu den EPG-Verhandlungen beleuchtet und fünftens werden "mentalitätsgeschichtliche" Aspekte - wie etwa der "katholische Charakter" (23) der Politischen Gemeinschaft - sowie der Einfluss der Europa-Verbände auf die Verhandlungen diskutiert. Sechstens klärt Kim schließlich die Bedeutung der EPG-Verhandlungen für die Geschichte der europäischen Integration insgesamt. Er gelangt zu dem Resultat, dass die EPG am französischen Widerstand insofern scheiterte, als die EPG zu einer Föderation geführt hätte, "in deren Rahmen die Souveränität der Großmacht Frankreich" möglicherweise aufgelöst worden wäre. "Vor diesem Aspekt schreckten diejenigen, die die EGKS und die EVG als Kontrollfunktion über Westdeutschland befürworteten, zurück. Die ursprünglichen Gegner dieser funktionalen Integration, wie die Gaullisten, bekräftigten dieses Zurückscheuen. Damit scheiterte die erste 'Europäische Gemeinschaft'". (367) Inhaltsübersicht: II. Rahmenbedingungen für die politische Integration in den frühen 1950er Jahren; III. Die Diskussion über die politische Integration in den EVG-Verhandlungen; IV. Die französisch-italienische Initiative zu einer politischen Einigung und der niederländische Vorstoß zu einer wirtschaftlichen Einigung; V. Die Arbeit der Ad-hoc-Versammlung an einem Verfassungsentwurf der EPG von September 1952 bis März 1953: "Der Vertragsentwurf zur Errichtung einer Satzung der Europäischen Gemeinschaft"; VI. Ein zufälliger "Schulterschluß" zwischen Frankreich und den Benelux-Ländern: Die Haltungen der sechs Regierungen zu dem Verfassungsentwurf der Ad-hoc-Versammlung; VII. Bekräftigung des Prinzips "Gemeinschaft souveräner Staaten": Die ergebnislosen Regierungskonferenzen in Rom und in Paris 1953/54; VIII. Die letzten Rettungsaktionen und das Scheitern des EPG-Projekts; IX. Die Bedeutung der EPG-Verhandlungen in der Integrationsgeschichte Europas.