Der Band versammelt Diskussionsbeiträge zu den völker- und verfassungsrechtlichen sowie rechtsethischen Aspekten des Krieges der NATO im Kosovo und soll als "erste Initiative zur Wiederaufnahme und Fortführung der dringend notwendigen Diskussion" verstanden werden. Denn dieser Krieg, der erste, an dem sich die Bundesrepublik Deutschland ausgerechnet im fünfzigsten Jahr der Verkündung ihres Grundgesetzes und dem darin eingeschlossenen "Friedensgebot, wie es in den Verfassungen dieser Welt wohl einmalig ist" (9), beteiligte, fand ohne Mandat der Vereinten Nationen statt. Die - gerade juristischen - Diskussionen darum sind jedoch nach Beendigung des Kriegs nicht fortgesetzt worden. Aber "[m]üßten nicht diejenigen, die ihrem Gewissen gehorchend, zum letzten Mittel gegriffen haben, an einer rechtsförmigen Bestätigung ihrer Entscheidung interessiert sein?" Die Beiträge wurden in zeitlicher Nähe zum Geschehen verfasst und bereits an anderer Stelle - entweder in der hier abgedruckten Form oder ähnlich - veröffentlicht. Inhalt: Jost Delbrück: Effektivität des UN-Gewaltverbots. Bedarf es einer Modifikation der Reichweite des Art. 2(4) UN-Charta? (11-29); Christian Tomuschat: Völkerrechtliche Aspekte des Kosovo-Konflikts (31-35); Ulrich K. Preuß: Zwischen Legalität und Gerechtigkeit. Der Kosovo-Krieg, das Völkerrecht und die Moral (37-51); Dieter Senghaas: Der Grenzfall: Weltrechtsordnung vs. Rowdiestaaten (53-63); Hermann Weber: Die NATO-Aktion war unzulässig (65-71); Winrich Kühne: Humanitäre NATO-Einsätze ohne Mandat? Ein Diskussionsbeitrag zur Fortentwicklung der UNO-Charta (73-99); Knut Ipsen: Der Kosovo-Einsatz - Illegal? Gerechtfertigt? Entschuldbar? (101-105); Michael Köhler: Zum völkerrechtlichen Begriff der humanitären Intervention (107-110); Dieter S. Lutz: Wohin treibt (uns) die NATO? Politische und rechtliche Aspekte der gegenwärtigen Entwicklung einer neuen Friedens- und Sicherheitsordnung (111-128); Daniel Thürer: Die NATO-Einsätze in Kosovo und das Völkerrecht (129-133); August Pradetto: Die NATO, humanitäre Intervention und Völkerrecht (135-155); Henning Voscherau: Krieg als Mittel der Politik (157-166); Dieter S. Lutz: Angriff und Verteidigung sind Siegerdefinitionen, oder: War der Kosovo-Krieg wirklich unabwendbar? (167-176); Sibylle Tönnies: Die gute Absicht allein ist suspekt (177-181); Hermann Scheer: Von der Selbstbeschränkung im Kriege. Die Bombardierung ziviler Ziele verstößt gegen die Genfer Konvention und muß unverzüglich beendet werden (183-185); Heinz-Gerhard Justenhoven: Selbstbestimmungsrecht der Völker und Nichteinmischung in innere Angelegenheiten im Widerstreit. Der Konflikt im Kosovo als Beispiel für die Grenzen der UN-Ordnung (187-204); Hauke Brunkhorst: Menschenrechte und Intervention (205-210); Rudolph Chimelli: Menschenrechte, Menschenpflichten. Damit das dritte Jahrtausend nicht mit den Katastrophen beginnt, mit denen das zweite geendet hat: Auf dem Weg zu einer ethisch und politisch verpflichtenden Weltordnung der Völkergemeinschaft im 21. Jahrhundert (211-216); Jürgen Habermas: Bestialität und Humanität. Ein Krieg an der Grenze zwischen Recht und Moral (217-226); Reinhard Merkel: Das Elend der Beschützten. Der NATO-Angriff ist illegal und moralisch verwerflich (227-232); Otfried Höffe: Humanitäre Intervention? Rechtsethische Überlegungen (233-236); Gerhard Beestermöller: Abschied von der UNO? Zu militärischen Einsätzen der NATO ohne UN-Mandat (237-260); Olaf Asbach: Das Recht, die Politik und der Krieg. Zur Revitalisierung rechtsphilosophischer Positionen (261-268); Rhea Schircks: Grundprinzipien des Kriegsrechts - Zum 100jährigen Bestehen der Martens'schen Klausel (269-275). Dokumentation: IALANA (International Association of Lawyers against Nuclear War/JuristInnen gegen ABC-Waffen, Sektion BRD der IALANA): Memorandum: "Nur eine zivile Politik mit Perspektive kann den Frieden in Kosovo schaffen und langfristig sichern" (279-286); Rüdiger Moniac: Intervention ohne UN-Mandat. Völkerrechtler Jochen Frowein über Militär-Optionen der NATO im Kosovo (278-288); "Die NATO-Bomben sind eine läßliche Sünde". SZ-Interview mit Bruno Simma zur völkerrechtlichen Beurteilung der Luftangriffe (289-290); Die Klage Jugoslawiens gegen zehn NATO-Staaten vor dem Internationalen Gerichtshof. Wortprotokoll der öffentlichen Sitzung des IGH in Den Haag am 10. Mai 1999 in der Sache "Legalität des Einsatzes von Gewalt" (Auszüge) (291-306); Der Internationale Gerichtshof und der Kosovo-Krieg (307-314); Manfred Getzmann / Gül Pinar / Joachim Schaller sowie 38 weitere Hamburger Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte: Strafanzeige gegen den Bundesminister für Verteidigung Rudolf Scharping, den Bundeskanzler Gerhard Schröder sowie (frühere) Abgeordnete des Deutschen Bundestages wegen Vorbereitung eines Angriffskrieges (§ 80 StGB) (315-321); Johannes Richard: Strafanzeige gegen die Bundesregierung und den Bundestag wegen Vorbereitung eines Angriffskrieges (§ 80 StGB) (322-330); Ablehnungsbescheid des Generalbundesanwalts (331-333); Barry Grey: Die Anklage gegen Milosevic: juristisches Dokument oder politische Hetzschrift? (334-337). Anhang: VN-Resolutionen: Resolution 1160 (1998) vom 31. März 1998 (341-345); Resolution 1199 (1998) vom 23. September 1998 (346-350); Resolution 1203 (1998) vom 24. Oktober 1998 (351-354); Resolution 1239 (1999) vom 14. Mai 1999 (355-356); Resolution 1244 (1999) vom 10. Juni 1999 (357-364).