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/ 11.06.2013
Klaus Grubelnik

Der Zweite Anschluss. Deutschlands Griff nach Österreichs Wirtschaft

Wien: Molden Verlag 2000; 320 S.; ISBN 3-85485-031-X
Seit dem Staatsvertrag 1955 ist der Einfluss der deutschen Wirtschaft auf die österreichische (wieder) erheblich gestiegen, und zwar sukzessive in allen Branchen, ob in der Industrie, im Handel oder im Dienstleistungssektor. Wie einzelne Mosaiksteine fügt Grubelnik die Übernahmen und Beteiligungen deutscher Unternehmen an österreichischen zu einem Bild zusammen, das nur einen Schluss zulässt: "Ja, der Zweite Anschluss ist längst erfolgt; die wirtschaftliche Abhängigkeit Österreichs von Deutschla...
Klaus Grubelnik

Der Zweite Anschluss. Deutschlands Griff nach Österreichs Wirtschaft

Wien: Molden Verlag 2000; 320 S.; geb., 48,- DM; ISBN 3-85485-031-X
Seit dem Staatsvertrag 1955 ist der Einfluss der deutschen Wirtschaft auf die österreichische (wieder) erheblich gestiegen, und zwar sukzessive in allen Branchen, ob in der Industrie, im Handel oder im Dienstleistungssektor. Wie einzelne Mosaiksteine fügt Grubelnik die Übernahmen und Beteiligungen deutscher Unternehmen an österreichischen zu einem Bild zusammen, das nur einen Schluss zulässt: "Ja, der Zweite Anschluss ist längst erfolgt; die wirtschaftliche Abhängigkeit Österreichs von Deutschland ist noch viel größer, als es die meisten Bürger dieses Landes erahnen. Aber - das Land hat davon profitiert und kann davon künftig noch mehr profitieren" (8). Von der Geschichte von Siemens Österreich über die Verbindung der Wiener Börse mit der Frankfurter bis zum größten Deal in der österreichischen Wirtschaftsgeschichte, der Übernahme des größten österreichischen Finanzkonzerns, der Bank Austria, durch die bayerische HypoVereinsbank im Spätsommer 2000 reicht die klar verständliche und lebendig geschriebene Analyse der wirtschaftlichen Entwicklung zwischen den beiden Nachbarstaaten, die sich auch mit der Problematik der Verstaatlichungen 1945 und der späteren Privatisierung sowie den Folgen des EU-Beitritts Österreichs befasst. Übersichtliches Tabellenmaterial über die Eigentumsverhältnisse der größten österreichischen Unternehmen (nach Branchen gegliedert) und über die größten deutschen Beteiligungen ergänzen diese umfassende, gelungene Darstellung. Dies ist jedoch nicht nur ein sachlich sehr ergiebiges, klug kommentiertes und wirklich spannendes Werk über die deutsch-österreichischen Wirtschaftsbeziehungen. Der Autor integriert die Wirtschaftsgeschichte in sinnvoller Weise in einen erweiterten Kontext und setzt sich auch mit identitären Abgrenzungsproblemen, der Entstehung eines Österreich-Bewusstseins und der "deutsche[n] Distanzlosigkeit gegenüber Österreich" (137) auseinander. - Ein beeindruckend klar blickendes Buch über Wirtschaft und ein beeindruckend tief blickendes Buch über Gesellschaft - anhand deutsch-österreichischer Zeitgeschichte macht Grubelnik auch deutlich, wie sehr beides miteinander zusammenhängt. Inhaltsübersicht: Deutschlands 17. Bundesland; In welchen Branchen die Deutschen das Sagen haben; "Haut die Piefkes!" - Von der ambivalenten Beziehung zwischen Österreichern und Deutschen; Die rollenden Wellen der Invasion; "Österreich ist frei!"; Der Zweite Anschluß.
Leslie Piert (LP)
Rubrizierung: 2.42.262 Empfohlene Zitierweise: Leslie Piert, Rezension zu: Klaus Grubelnik: Der Zweite Anschluss. Wien: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/12878-der-zweite-anschluss_15424, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 15424 Rezension drucken
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