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/ 11.06.2013
Anatolij Sobtschak

"Die Messer in meinem Rücken" Politik im russischen Stil. Mit 7 Dokumenten. Aus dem Russischen von Galina Ivanovona Tokareva

München: Herbig 2000; 224 S.; ISBN 3-7766-2199-0
Gefühle sind ein schlechter Ratgeber, sagt ein russisches Sprichwort. Diese haben sichtlich die Hand von Sobtschak beim Schreiben seines letzten Buches geführt. Der Autor, ein prominenter russischer Politiker und Demokrat erster Stunde, musste sein Heimatland verlassen, um sich vor der Hetze politischer Gegner zu retten. Der größte Teil der Texte entstand im Pariser Exil von 1997 bis 1999. Sie sind durchdrungen von Nostalgie und Schmerzen eines um seine Existenz und Pläne beraubten Menschen. Er ...
Anatolij Sobtschak

"Die Messer in meinem Rücken" Politik im russischen Stil. Mit 7 Dokumenten. Aus dem Russischen von Galina Ivanovona Tokareva

München: Herbig 2000; 224 S.; 39,90 DM; ISBN 3-7766-2199-0
Gefühle sind ein schlechter Ratgeber, sagt ein russisches Sprichwort. Diese haben sichtlich die Hand von Sobtschak beim Schreiben seines letzten Buches geführt. Der Autor, ein prominenter russischer Politiker und Demokrat erster Stunde, musste sein Heimatland verlassen, um sich vor der Hetze politischer Gegner zu retten. Der größte Teil der Texte entstand im Pariser Exil von 1997 bis 1999. Sie sind durchdrungen von Nostalgie und Schmerzen eines um seine Existenz und Pläne beraubten Menschen. Er wollte sich von den unbegründeten Vorwürfen der Korruption entlasten, verfasste jedoch ein Klagelied über das Unrecht, das ihm widerfuhr. Viele unwesentliche Details verdünnen das Faktenmaterial des Buches. "Hier in Paris kommt es immer wieder vor, daß Hunde Menschen anfallen", (51) verrät zwar den ordnungsliebenden Blick des früheren Bürgermeisters von St. Petersburg, sagt aber nichts über die "Politik im russischen Stil" aus. Auch verkaufstechnisch wurde das Buch aufgepeppt. So trägt das achte Kapitel den Untertitel "Wer ist der nächste Präsident?" Wohl wissend, dass der jetzige russische Staatschef Wladimir Putin ein langjähriger Mitarbeiter von Sobtschak war, durchsucht der Leser dieses Kapitel vergebens auf Hinweise, denn die Frage wird am Kapitelende unbeantwortet wiederholt. Letztendlich erfährt man im Buch nur das, was bereits die vorherrschende öffentliche Meinung im Westen über Russland weiß: Die russischen Medien sind manipulierbar und lassen sich gut zur Ausschaltung unerwünschter Gegner einsetzen. Falsche Informationen werden in Umlauf gebracht, die dem Prinzip der Unschuldsvermutung der Betroffenen widersprechen. Eine Schlüsselrolle spielen dabei die Sicherheitsdienste, zu denen die Demokratisierung noch nicht vorgedrungen ist. Sobtschak hat seine Tränen in Worte gefasst. Doch bei allem Respekt vor diesem hervorragenden Menschen und Politiker, die mageren Fakten sind wirklich zum Heulen. Inhalt: 1. Geschichte einer Provokation. Der "Fall Sobtschak"; 2. In der Emigration. Paris 1997; 3. Sieg oder Niederlage? Die Wahlen in St. Petersburg; 4. "Putsch 3". Präsidentenmarathon 1996; 5. Smolnyj-strasse 3. Erinnerungen an das Jahr 1937; 6. Zwischen Leben und Tod. Von St. Petersburg nach Paris; 7. An einen alten und treuen Freund. Brief nach St. Petersburg; 8. Gorbatschow und Jelzin. Wer ist der nächste Präsident?; 9. Ich muß es schaffen! Für Wahrheit und Gerechtigkeit.
Tetyana Lutsyk (TL)
Lizentiat der Internationalen Wirtschaftsbeziehungen (lic. oec. int.), Doktorandin, wiss. Mitarbeiterin, Institut für Wirtschaftspolitik, Universität Leipzig.
Rubrizierung: 2.622.1 Empfohlene Zitierweise: Tetyana Lutsyk, Rezension zu: Anatolij Sobtschak: "Die Messer in meinem Rücken" München: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/13054-die-messer-in-meinem-ruecken_15642, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 15642 Rezension drucken
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