/ 11.06.2013
Marko Martin (Hrsg.)
Ein Fenster zur Welt. Die Zeitschrift "Der Monat" Beiträge aus vier Jahrzehnten
Weinheim: Beltz Althenäum 2000; 591 S.; ISBN 3-89547-720-6Der Band versammelt Beiträge aus den Jahren 1948 bis 1985. Ein Zitat Wolf Jobst Siedlers inspirierte den Titel der Edition; dieser sah den "Monat" als "das Fenster zur Welt" und brachte damit den internationalen, interdisziplinären und oftmals auch kontroversen Charakter der Zeitschrift auf eine griffige Formel. Martin, der sich intensiv mit dem ersten Herausgeber des "Monats", Melvin J. Lasky, auseinandergesetzt hat, rekonstruiert eingangs die Geschichte der Zeitschrift in enger Verknüpfung mit...
Marko Martin (Hrsg.)
Ein Fenster zur Welt. Die Zeitschrift "Der Monat" Beiträge aus vier Jahrzehnten
Weinheim: Beltz Althenäum 2000; 591 S.; 98,- DM; ISBN 3-89547-720-6Der Band versammelt Beiträge aus den Jahren 1948 bis 1985. Ein Zitat Wolf Jobst Siedlers inspirierte den Titel der Edition; dieser sah den "Monat" als "das Fenster zur Welt" und brachte damit den internationalen, interdisziplinären und oftmals auch kontroversen Charakter der Zeitschrift auf eine griffige Formel. Martin, der sich intensiv mit dem ersten Herausgeber des "Monats", Melvin J. Lasky, auseinandergesetzt hat, rekonstruiert eingangs die Geschichte der Zeitschrift in enger Verknüpfung mit den politischen, zeitgeschichtlichen und kulturellen Debatten der Bundesrepublik. Zum Motto seiner Edition wählt er eine Frage: "Was passiert, wenn die judäo-christliche Tradition der permanenten Selbstbefragung, die sich keineswegs auf die schmallippige Sonntagsrede von den abendländischen Werten verkürzen lässt, Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts einerseits die pragmatischen Vorgaben einer liberal-westlichen, hauptsächlich angelsächsischen Philosophie aufnimmt und sich andererseits gegen die Anmaßungen roter, brauner oder wie sonst immer gearteter totalitärer Ideologien wappnet?" (XI) Martin spricht deutlich die finanzielle Unterstützung der Zeitschrift durch das "Office of the Military Government of the United States" im Rahmen der US-Information Agency oder letztlich mittelbar durch die CIA an. Mit Blick auf Niveau und Bandbreite der Beiträge zitiert er jedoch Klaus Harpprecht, der Mitte der Sechzigerjahre Mitherausgeber des "Monats" war: "Die Agentur, die sich anderswo in der Welt die schrecklichsten Idioten leistete und die gewiss für manches Verbrechen verantwortlich ist, hat ihr Geld niemals für einen besseren Zweck ausgegeben." (XIV f.) Unter den nach elf Themen geordneten Beiträgen finden sich als Reprint inklusive Illustrationen oder Fotos unter anderem Friedrich Torberg ("Soll man Brecht im Westen spielen", 1961), Fritz René Allemann ("Bonn ist nicht Weimar", 1955); Dolf Sternberger ("Von der Zweideutigkeit der Kultur", 1950); Günter Grass ("Die angelesene Revolution", 1969); George Orwell ("Gedanken über Ghandi", 1952); Ludwig Marcuse ("Heine und Marx", 1954); Golo Mann ("Konservative Politik und konservative Charaktere", 1962); Isaiah Berlin ("Politische Ideen im 19. und 20. Jahrhundert", 1951); John Le Carré ("Liebe Grüße nach Moskau", 1966); Hannah Arendt ("Hermann Broch und der moderne Roman, 1949) oder Nicolas Nabokov ("Der Mensch der andere liebte. In memoriam Harry Kessler", 1962).
Manuel Fröhlich (MF)
Prof. Dr., Juniorprofessur für Politikwissenschaft, Universität Jena (www.manuel-froehlich.de).
Rubrizierung: 1.3
Empfohlene Zitierweise: Manuel Fröhlich, Rezension zu: Marko Martin (Hrsg.): Ein Fenster zur Welt. Weinheim: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/12428-ein-fenster-zur-welt_14845, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 14845
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Prof. Dr., Juniorprofessur für Politikwissenschaft, Universität Jena (www.manuel-froehlich.de).
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