/ 11.06.2013
Mark-Christian von Busse
Faszination und Desillusionierung. Stalinismusbilder von sympathisierenden und abtrünnigen Intellektuellen
Pfaffenweiler: Centaurus-Verlagsgesellschaft 2000 (Freiburger Arbeiten zur Soziologie der Diktatur 6); XVIII, 609 S.; ISBN 3-8255-0271-6Soziolog. Diss. Freiburg; Gutachter: F. Pohlmann. - Die Totalitarismus-Studie des Autors ist eine interdisziplinär in den Bereichen Soziologie und Literaturwissenschaft angelegte Arbeit. Busses Ziel ist die Aufarbeitung der Gründe für die Sympathien vieler linker und liberaler westlicher Intellektueller gegenüber der stalinistischen Sowjetunion. "Die Faszination für den Kommunismus Stalinscher Prägung und die Verleugnung stalinistischen Terrors durch westliche Intellektuelle, […], war insb...
Mark-Christian von Busse
Faszination und Desillusionierung. Stalinismusbilder von sympathisierenden und abtrünnigen Intellektuellen
Pfaffenweiler: Centaurus-Verlagsgesellschaft 2000 (Freiburger Arbeiten zur Soziologie der Diktatur 6); XVIII, 609 S.; brosch., 69,- DM; ISBN 3-8255-0271-6Soziolog. Diss. Freiburg; Gutachter: F. Pohlmann. - Die Totalitarismus-Studie des Autors ist eine interdisziplinär in den Bereichen Soziologie und Literaturwissenschaft angelegte Arbeit. Busses Ziel ist die Aufarbeitung der Gründe für die Sympathien vieler linker und liberaler westlicher Intellektueller gegenüber der stalinistischen Sowjetunion. "Die Faszination für den Kommunismus Stalinscher Prägung und die Verleugnung stalinistischen Terrors durch westliche Intellektuelle, […], war insbesondere in den dreißiger Jahren erstaunlich groß. Dieser 'selbstgewählten Verblendung' besonders von solchen Schriftstellern, die von der Verfolgung totalitären Terrors nicht unmittelbar bedroht und über die Verhältnisse in der Sowjetunion informiert waren, aber dennoch Schauprozesse und Säuberungen ausblendeten, möchte ich in dieser Arbeit auf den Grund gehen." (1) Der Reiz der Studie liegt in der konfrontativen Gegenüberstellung zweier unterschiedlicher intellektueller Welten, einerseits die der "ewigen Sympathisanten", wie Feuchtwanger, Bloch, Brecht und Heinrich Mann sowie andererseits die der Abtrünnigen, wie Iganzio Silone und Gustav Regler. Gerade in der radikalen Abkehr der Renegaten wird sowohl die Faszination für den Kommunismus als auch die spätere vollständige Ablehnung deutlich. Verblendung und Klarsicht treffen sich meist eindrucksvoll in einer Person. Im ersten Teil der Arbeit erläutert der Autor die Vielschichtigkeit des Motivbündels für die Unterstützung des sowjetischen Kommunismus. Ausführlich widmet er sich in diesem umfangreichen Abschnitt den Katastrophen und Krisen jener Zeit, welche eine besondere Empfänglichkeit für die Ideologie Stalins hervorriefen. Der zweite Teil ist dem Zweifel und der Rechtfertigung durch einzelne Personen gewidmet, während der dritte Teil schließlich den Bruch mit Ideologie und Partei behandelt.
Stefan Göhlert (SG)
M. A., Politikwissenschaftler, Protokollchef und Bürgerbeauftragter in der Verwaltung der Stadt Jena.
Rubrizierung: 5.43 | 2.62 | 2.24
Empfohlene Zitierweise: Stefan Göhlert, Rezension zu: Mark-Christian von Busse: Faszination und Desillusionierung. Pfaffenweiler: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/12980-faszination-und-desillusionierung_15554, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 15554
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M. A., Politikwissenschaftler, Protokollchef und Bürgerbeauftragter in der Verwaltung der Stadt Jena.
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