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/ 11.06.2013
Irene Diekmann / Peter Krüger / Julius H. Schoeps (Hrsg.)

Geopolitik. Grenzgänge im Zeitgeist. Band 1.1: 1890 bis 1945. Band 1.2: 1945 bis zur Gegenwart

Potsdam: Verlag für Berlin-Brandenburg GmbH 2000; 711 S.; ISBN 3-932981-68-5
Die wissenschaftliche Beschäftigung mit geopolitischen Konzepten erlebt in der jüngsten Zeit eine Renaissance, nachdem die Geopolitik über Jahrzehnte förmlich im Giftschrank der Politikwissenschaft verschwunden war. Der Grund hierfür war, insbesondere in der Bundesrepublik, die Perzeption der geopolitischen Theoretiker als Wegbereiter nationalsozialistischen Großraumdenkens und ideologisch motivierter Außenpolitik. Friedrich Ratzel und Karl Haushofer wurden in dieser Lesart zu Begründern einer w...
Irene Diekmann / Peter Krüger / Julius H. Schoeps (Hrsg.)

Geopolitik. Grenzgänge im Zeitgeist. Band 1.1: 1890 bis 1945. Band 1.2: 1945 bis zur Gegenwart

Potsdam: Verlag für Berlin-Brandenburg GmbH 2000; 711 S.; geb., 89,- DM; ISBN 3-932981-68-5
Die wissenschaftliche Beschäftigung mit geopolitischen Konzepten erlebt in der jüngsten Zeit eine Renaissance, nachdem die Geopolitik über Jahrzehnte förmlich im Giftschrank der Politikwissenschaft verschwunden war. Der Grund hierfür war, insbesondere in der Bundesrepublik, die Perzeption der geopolitischen Theoretiker als Wegbereiter nationalsozialistischen Großraumdenkens und ideologisch motivierter Außenpolitik. Friedrich Ratzel und Karl Haushofer wurden in dieser Lesart zu Begründern einer wissenschaftlichen Entwicklungslinie, an deren politischem Ende der Tod von Millionen Menschen während des Zweiten Weltkriegs stand. Welch eine Neubewertung die Geopolitik in den Jahren nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes erfahren hat, unterstreichen die Beiträge dieses zweibändigen Werkes: "Maßgebend [...] war der Gesichtspunkt, daß Geopolitik eine ungeahnt weitreichende, die Zeitumstände, außen- und innenpolitischen Zielsetzungen und richtungsweisenden Zukunftsfragen internationaler ebenso wie innerer Ordnung berührende und erhellende Bedeutung hat." (9 f.) Dieser Maxime folgend, setzen die Beiträge, die auf zwei Tagungen der Gesellschaft für Geistesgeschichte 1997 und 1998 in Potsdam vorgestellt und diskutiert worden sind, die Geopolitik in den historischen Kontext ihrer Entstehung, schlagen aber den Bogen genauso zur heutigen Bedeutung geopolitischer Überlegungen in den Strategien und Doktrinen einzelner Staaten. Inhalt: Band 1.1: 1890 bis 1945: Einführung: Manfred Görtemaker: Politischer Zeitgeist und Geopolitik - Über die zeitbedingten Voraussetzungen anwendungsorientierter Wissenschaft (15-36). I. Entstehung und Wirkung der Geopolitik in Deutschland: Hans-Dietrich Schultz: Die deutsche Geographie im 19. Jahrhundert und die Lehre Friedrich Ratzels (39-84); Anna Wolff-Poweska: Das Zeitalter des Imperialismus: Die Rolle geistiger Strömungen und Ideologien bei der Herausbildung einer imperialistischen Politik (85-102); Michael Fahlbusch: Grundlagung, Kontext und Erfolg der Geo- und Ethnopolitik vor 1933 (103-146); Rainer Sprengel: Geopolitik und Nationalsozialismus: Ende einer deutschen Fehlentwicklung oder fehlgeleiteter Diskurs? (147-168); Klaus Kost: Großstadtfeindlichkeit im Rahmen deutscher Geopolitik bis 1945 (169-188); Astrid Mehmel: Sven Hedin und die nationalsozialistische Expansionspolitik (189-236). II. Der Raum als zeittypische Kategorie 1890-1945: Hans-Jürgen Schröder: Frontier - Mythos und Realität in den USA (239-256); Dirk van Laak: Von Alfred T. Mahan zu Carl Schmitt: Das Verhältnis von Land- und Seemacht (257-282); Elmar Kulke: Die wirtschaftsgeographischen Standorttheorien (283-300); Willi Oberkrome: Raum und Volkstum in der deutschen Historiographie des frühen 20. Jahrhunderts (301-324); Wilfried Heller: Grenzen und ihre Erforschung: Gegenstände, Fragestellungen, Zielsetzungen (325-350). Band 1.2: 1945 bis zur Gegenwart: Einführung: Michael Salewski: Geopolitik und Ideologie (357-380). III. Geopolitik: das historische Erbe: Jürgen Oßenbrügge: Entwicklungslinien der Politischen Geographie nach 1945. Konzeptionen der internationalen und globalen Maßstabsebene (383-402); Gerhard Sandner: Wiederbegegnung nach 40 Jahren: Peter Schöller und der Start der Auseinandersetzung der Geographie mit der Geopolitik im "Dritten Reich" (403-418); Hermann van der Wusten: Geopolitik und staatliche Ordnung (419-432); Wilfried von Bredow: Internationale Politik als Raumordnung (433-452); Hermann Kreutzmann: Von der Modernisierungstheorie zum "clash of civilizations": Gemeinsamkeiten und Widersprüche strategischer Entwicklungsvorstellungen (453-477). IV. Geopolitik und Zeitgeschichte: Jens Petersen: Die neue Attraktivität der Geopolitik in Italien (481-505); Gérard Dussouy: Die neue Attraktivität der Geopolitik in Frankreich (507-519); Reiner Bernstein: Geopolitik in Israel (521-535); Thomas Erdmann Fischer: Politik, Geographie und Gefühl: Das Beispiel Slowakei (537-589); Stefan Fröhlich: Geopolitisches Denken und amerikanische Strategiepolitik während des Kalten Krieges (559-590); Christian W. Spang: Karl Haushofer und die Geopolitik in Japan. Zur Bedeutung Haushofers innerhalb der deutsch-japanischen Beziehungen nach dem Ersten Weltkrieg (591-629); Klaus Achim Boesler: Die Regionen Europas im Spannungsfeld von Integration und Fragmentierung (631-656); Klaus Faber: Wissenschaftsregionen in Europa (657-674).
Markus Kaim (MK)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Forschungsgruppe "Sicherheitspolitik", Stiftung Wissenschaft und Politik, Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit, Berlin.
Rubrizierung: 4.22.3122.22.682.64 Empfohlene Zitierweise: Markus Kaim, Rezension zu: Irene Diekmann / Peter Krüger / Julius H. Schoeps (Hrsg.): Geopolitik. Potsdam: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/12371-geopolitik_14779, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 14779 Rezension drucken
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