Politikwiss. Diss. München; Gutachterin: M. Mommsen. - "Frauen und Männer sind gleichberechtigt" - Die Beobachtung, dass auch fünfzig Jahre nach In-Kraft-Treten des Grundgesetzes eine Diskrepanz zwischen dieser in Art. 3 Abs. 2 Grundgesetz getroffenen Feststellung und der politischen Realität besteht, ist Ausgangspunkt der Arbeit. Im ersten Teil untersucht Claas Entstehung und Wandel der Interpretation des Gleichberechtigungsartikels im Grundgesetz. Die Analyse beginnt bei den Beratungen im parlamentarischen Rat und endet mit den Verhandlungen über eine Reform des Grundgesetzes in der Gemeinsamen Verfassungskommission von Bundestag und Bundesrat nach der deutschen Einheit. Dabei steht im Vordergrund, welche Positionen die jeweils beteiligten Akteure einnahmen und welche Leitbilder zum Geschlechterverhältnis zu beobachten waren. "Ausgehend von einem Leitbild der Frau als Ehefrau, Hausfrau und Mutter, hat sich mit der Auslegung des Art. 3 Abs. 2 GG durch die Rechtsprechung und die Schaffung neuer Gesetze vor allem im Ehe- und Familienrecht das Gleichberechtigungsverständnis und damit das Leitbild der Frau verändert." (122) Im zweiten Teil wendet sich die Autorin den im Bundestag vertretenen Parteien zu. Sie untersucht, welches Frauenbild sich in den Parteiprogrammen widerspiegelt, in welcher Form Gleichstellung und Beteiligung von Frauen Gegenstand innerparteilicher Auseinandersetzung war und ist (Quotendiskussion) sowie welche Rolle Organisationen von Frauen innerhalb der Parteien spielen. Für diesen zweiten Teil hat Claas sechzehn Interviews mit aktiven Politikerinnen aus CDU, CSU, SPD, FDP, Bündnis'90/Die Grünen und PDS geführt. Diese ermöglichen es der Autorin, das Selbstverständnis politisch aktiver Frauen in die Untersuchung einzubeziehen. Im Anhang sind der Interviewleitfaden sowie Statistiken zum Frauenanteil in den Parteien sowie im Bundestag abgedruckt.