/ 12.06.2013
Horst Rodemer / Hartmut Dicke
Globalisierung, Europäische Integration und internationaler Standortwettbewerb
Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2000; 325 S.; brosch., 50,11 €; ISBN 3-7890-6767-9Angesichts der Unübersichtlichkeit der aktuellen Diskussion über die Globalisierung und die Europäische Integration ist jeder Ansatz, die unterschiedlichen Positionen zu diesen Themen strukturiert darzustellen, zu begrüßen. Der Band von Rodemer (Professor für Betriebs- und Volkswirtschaftslehre an der FH Offenburg) und Dicke versucht gleich für beide Themen eine solche Strukturierung vorzunehmen. Den Ausgangspunkt bildet die Unterscheidung von vier Positionen in der Globalisierungsdebatte: Aus "...
Horst Rodemer / Hartmut Dicke
Globalisierung, Europäische Integration und internationaler Standortwettbewerb
Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2000; 325 S.; brosch., 50,11 €; ISBN 3-7890-6767-9Angesichts der Unübersichtlichkeit der aktuellen Diskussion über die Globalisierung und die Europäische Integration ist jeder Ansatz, die unterschiedlichen Positionen zu diesen Themen strukturiert darzustellen, zu begrüßen. Der Band von Rodemer (Professor für Betriebs- und Volkswirtschaftslehre an der FH Offenburg) und Dicke versucht gleich für beide Themen eine solche Strukturierung vorzunehmen. Den Ausgangspunkt bildet die Unterscheidung von vier Positionen in der Globalisierungsdebatte: Aus "korporativer" Sicht werden staatliche Eingriffe zur Bekämpfung sozialer Ungerechtigkeit und zur Korrektur von Marktversagen befürwortet; Wirtschaftsliberale befürworten die Intensivierung des Wettbewerbs, die mit der Globalisierung einhergeht; Sozialisten kritisieren die mit der Globalisierung einhergehende soziale Ungleichheit und stellen die Entstehung neuer Formen des Klassenkampfes fest und die systemtheoretische Position diagnostiziert die mit der Globalisierung zurückgehende Handlungsfähigkeit des Staates. Innerhalb dieser Positionen stellen die Autoren die unterschiedlichen und sich zum Teil widersprechenden Meinungen zur Europäischen Integration und vor allem zur Wirtschafts- und Währungsunion dar.
Wenngleich die Sammlung der in dem Band zusammengestellten Meinungen durchaus interessant ist, leidet die Untersuchung doch an deutlichen Mängeln. Die Darstellung der vier Positionen ist schon quantitativ unausgewogen: Von 297 Textseiten sind 220 der wirtschaftsliberalen Kritik an der europäischen Wirtschafts- und Währungsunion gewidmet. Diese Kritik erweist sich als das eigentliche Anliegen der Autoren; das zeigt sich nicht zuletzt an der z. T. beißenden Polemik gegen jede Befürwortung des Europäischen Integrationsprozesses (so wird z. B. die korporative Position auch als "korporativistoid" bezeichnet und mit faschistoiden Positionen verglichen, dann aber gnädig von der nationalsozialistischen Position unterschieden [21]). Wie jedoch die Autoren zur Befürwortung der wirtschaftsliberalen Sicht kommen, bleibt verborgen - ein systematischer Vergleich der verschiedenen Positionen, der die Vorzüge des Wirtschaftsliberalismus begründen könnte, fehlt. Durch die Unausgewogenheit bleibt schließlich auch die Fragestellung der Untersuchung unklar: Der Aufbau der Arbeit suggeriert, dass es um die Strukturierung der Globalisierungsdiskussion geht, tatsächlich aber bildet sie nur einen äußeren Rahmen für die breit angelegte Kritik der Währungsunion. - Schade: Denn der systematische Vergleich der in der Globalisierungsdiskussion vertretenen Positionen könnte mit Sicherheit viel Licht in diese Diskussion bringen.
Hendrik Hansen (HH)
Dr., Lehrbeauftragter, Politische Theorie und Ideengeschichte, Universität Passau.
Rubrizierung: 3.1 | 3.5 | 4.43
Empfohlene Zitierweise: Hendrik Hansen, Rezension zu: Horst Rodemer / Hartmut Dicke: Globalisierung, Europäische Integration und internationaler Standortwettbewerb Baden-Baden: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/13433-globalisierung-europaeische-integration-und-internationaler-standortwettbewerb_16096, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 16096
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Dr., Lehrbeauftragter, Politische Theorie und Ideengeschichte, Universität Passau.
CC-BY-NC-SA