Schwerpunkt des Jahrbuchs bildet das Thema Friedhofsschändungen, eine ebenso alte wie aktuelle Form öffentlicher Diffamierung jüdischer Kultur, bei der - so der Herausgeber - gegenwärtig eine "steigende Tendenz der Taten bei abnehmender Aufklärungsquote" zu konstatieren sei (9). Weitere Themen sind Praktiken der Holocaust-Leugnungen (so in Japan und in arabischen Medien) und eine Bestandsaufnahme zum Antisemitismus in Österreich nach 1945. Darüber hinaus bietet der Band, darin der Konzeption der Reihe folgend, Beiträge zum historischen Antisemitismus aus der Ära des Nationalsozialismus und des Kaiserreichs. Schließlich wird mit dem Thema Migration ein relativ neues Untersuchungsfeld der Antisemitismusforschung vorgestellt. Insbesondere regelmäßige Nutzer des Jahrbuchs werden es begrüßen, dass dieser Band - aus Anlass des zehnten Jahrgangs - einen Index aller bisher publizierten Abhandlungen enthält (351 ff.). Inhalt: Friedhofsschändungen: Claudia Zippan: Grabschändungen im Kontext christlicher Kultur (13-35); Ina Lorenz: Rabbinische Konfliktlösung und politischer Konflikttransfer. Der Streit um den jüdischen Friedhof Ottensen in der Nachschau (36-54); Marion Neiss: Friedhofsschändungen in Deutschland. Ein Überblick (55-66); Annette Leo: Der Friedhof, die Schule und die Erinnerung (67-85). Antisemitismus: Ralf Roth: Der Sturz des Eisenbahnkönigs Bethel Henry Strousberg. Ein jüdischer Wirtschaftsbürger in den Turbulenzen der Reichsgründung (86-112); Miriam Rürup: Jüdische Studentenverbindungen im Kaiserreich. Organisationen zur Abwehr des Antisemitismus auf "studentische Art" (113-137); Julia Schäfer: Verzeichnet. Über "Judenbücher" in der Karikatur als historische Quelle (138-155); Heinz P. Wassermann: Antisemitismus in Österreich nach 1945. Eine empirische Bestandsaufnahme (156-183); Götz Nordbruch: Leugnungen des Holocaust in arabischen Medien. Reaktionen auf "Die Gründungsmythen der israelischen Politik" von Roger Garaudy (184-203); Uwe Makino: Im Osten nichts Neues? Zur Leugnung des Holocaust in Japan (204-222). Nationalsozialismus/Faschismus: Karin Gradwohl-Schlacher: Gestern wurde Frieden gemacht. August Hermann Zeiz alias Georg Fraser im Dritten Reich (223-238); Klaus-Michael Mallmann: Der qualitative Sprung im Vernichtungsprozeß. Das Massaker von Kamenez-Podolsk Ende August 1941 (239-264); Kay Kufeke: Rassenhygiene und Rassenpolitik in Italien. Der Anthropologe Guido Landra als Leiter des "Amtes zum Studium des Rassenproblems" (265-286). Migration: Claudia Curio: Die Fürsorgepolitik des Refugee Children's Movement. Ein Instrument der Integration deutsch-jüdischer Flüchtlingskinder in die britische Gesellschaft (287-308); Selma Rohrwasser: "So dumm, wie sie ausschauen, sind sie doch nicht". Das Motiv des Migrantenkindes in der Kinderliteratur (309-331). Besprechungsessay: Jürgen Matthäus: Standort Auschwitz (332-350).