Mit Flechtheim erfährt ein weiterer bedeutsamer Gründungsvater der bundesdeutschen Politikwissenschaft eine biografische Würdigung. Keßler verfolgt den Werdegang dieser schillernden Persönlichkeit von seiner Geburt im ukrainischen Nikolajew über Jugend und Schulzeit in Münster und Düsseldorf, das Studium in Freiburg, Paris und Heidelberg, seine politischen Aktivitäten als Mitglied der KPD, die Zeit der Emigration in Genf und den USA, schließlich die lange Wirkungsphase in der Bundesrepublik bis zur Wiedervereinigung. Dabei stellt Keßler vor allem die sozialen Netzwerke ins Zentrum, in denen sich Flechtheim bewegt hat. Auf der Basis umfangreicher Archivstudien zeichnet der Autor ein facettenreiches Bild. Angesprochen werden Flechtheims Rolle als politischer Aktivist in KPD, SPD und bei den Grünen, die Emigrationserfahrung, sein Beitrag zur Entwicklung der Politikwissenschaft und insbesondere der politischen Bildung, schließlich sein Spätwerk als „Futurologe“ und als Verfechter eines „Dritten Wegs“. Dabei rücken insbesondere die Bezüge zwischen Biografie und Zeitgeschichte ins Zentrum der Darstellung. Abgerundet wird der hochwertige Band durch eine detaillierte Zeittafel und ein Personenregister.