Diss. München; Gutachter: M. S. Laubscher. - Nach der Augustrevolution von 1945 und der Unabhängigkeitserklärung der kommunistischen Regierung Nordvietnams unter Ho Chi Minh sollte eine neue Gesellschaft mit sozialistischen Menschen geschaffen werden. Die traditionelle vietnamesische Kultur der dörflichen Feste wurde - teilweise mit drastischen Maßnahmen - bekämpft, weil sie als rückständig, feudal und kontraproduktiv galt. Doch inzwischen hat sich das Bild verändert: Die dörfliche Festkultur wird wiederbelebt und es findet eine Rückbesinnung auf alte kulturelle Traditionen statt. Dabei handelt es sich - so der Ansatz der Autorin - keineswegs um einen lediglich einseitig "von oben" diktierten Verlauf; vielmehr sei ein wechselseitiger Transformationsprozess nachweisbar, bei dem zwar staatliche Einflüsse die traditionellen Feststrukturen veränderten, umgekehrt jedoch auch die Kulturpolitik auf den Druck seitens der Bevölkerung reagierte. Dieses Wechselspiel zeichnet die Autorin am Beispiel des nordvietnamesischen Dorfes Dai Bai nach. Die Arbeit basiert neben den üblichen Quellen auf Feldforschungen der Verfasserin. Inhaltsübersicht: 2. Vor der Revolution: Grundlagen des dörflichen Lebens; 3. Das kulturelle Erbe und der Weg zum Sozialismus; 4. Entwurf einer "neuen Kultur": Die Zeit der Planwirtschaft; 5. Doi Moi und rituelle Restrukturierung.