/ 12.06.2013
Alois Glück
Verantwortung übernehmen. Mit der Aktiven Bürgergesellschaft wird Deutschland leistungsfähiger und menschlicher. Mit einem Vorwort von Edmund Stoiber
Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt 2001; 239 S.; 2. Aufl.; geb., 20,35 €; ISBN 3-421-05455-XDer Vorsitzende der Landtagsfraktion der bayerischen CSU und Vorsitzender der christ-sozialen Grundsatzkommission legt in diesem Buch eine ausgearbeitete Fassung eines Gesellschaftskonzepts vor, das auf Vorüberlegungen seines aus dem Jahr 1997 stammenden Papiers über eine "neue Sozial- und Bürgerkultur" zurückgeht. Glück verortet die Frage nach einem neuen Leitbild der Gesellschaft im Zentrum der Auseinandersetzung um die Macht bei der Bundestagswahl: "Meine These: Es wird die Partei gewinnen, d...
Alois Glück
Verantwortung übernehmen. Mit der Aktiven Bürgergesellschaft wird Deutschland leistungsfähiger und menschlicher. Mit einem Vorwort von Edmund Stoiber
Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt 2001; 239 S.; 2. Aufl.; geb., 20,35 €; ISBN 3-421-05455-XDer Vorsitzende der Landtagsfraktion der bayerischen CSU und Vorsitzender der christ-sozialen Grundsatzkommission legt in diesem Buch eine ausgearbeitete Fassung eines Gesellschaftskonzepts vor, das auf Vorüberlegungen seines aus dem Jahr 1997 stammenden Papiers über eine "neue Sozial- und Bürgerkultur" zurückgeht. Glück verortet die Frage nach einem neuen Leitbild der Gesellschaft im Zentrum der Auseinandersetzung um die Macht bei der Bundestagswahl: "Meine These: Es wird die Partei gewinnen, die die glaubwürdigste Antwort im Sinne der Kombination von 'menschlich und modern' gibt." (22) Diese Kombination, die scheinbar widersprüchliche Verbindung von "Gegensätzlichem", sieht er in der aktiven Bürgergesellschaft. Glück versucht also, verschiedene gesellschaftliche Bereiche und Probleme durch den übergreifenden Ansatz der Orientierung an der aktiven Bürgergesellschaft in Perspektive zu bringen. Stoiber schreibt dazu in seinem Vorwort: "Pragmatismus ist die Methode, mit einzelnen Entscheidungssituationen fertig - oder auch nur scheinbar fertig - zu werden. Der Mensch, das menschliche Zusammenleben in Gesellschaft und Staat verlangen aber nach Richtung, Ziel und Sinn. Insofern ist dieses Buch ein geistiger Kompass, der Orientierung liefert und die Richtung zu einer leistungsfähigen und humanen Gesellschaft weist." (14) Deutlich unterstreicht Glück die Bindung seiner Konzeption an Grundüberzeugungen des christlichen Menschenbildes, das er anhand von 10 Punkten erläutert (52-54). Klar vernehmbar findet sich auch wiederholt der Einfluss kommunitaristischen Denkens von Etzioni, Taylor oder Walzer (nicht "Michael Walker" [81] wie es an einer Stelle heißt). Glück verweist auch in diesem Kontext auf einige konkrete Projekte in Bayern und stellt eine in zehn Punkten unterteilte "Checkliste Aktive Bürgergesellschaft" (196) vor, die für eine Vielzahl unterschiedlicher Handlungsfelder und Probleme Richtlinien eröffnen soll und u. a. auf Solidarität und Eigenverantwortung abhebt. Wer sich bei alledem an die 98er-Formel "Innovation und Gerechtigkeit" der SPD erinnern mag, liegt durchaus richtig. Glück versucht die Antwort auf den Wahlerfolg der SPD zu geben - oder vielleicht auch auf den Deutungsverlust der CDU. Darüber hinaus integriert er auch in seine "Aktive Bürgergesellschaft" die vonseiten der rot-grünen Koalition beanspruchten Begriffe der "Zivilgesellschaft" und "Nachhaltigkeit". Sein politischer Essay ist insofern Wortmeldung im Kampf um Begriffe als christ-soziale Antwort auf die Konzeption der "Neuen Mitte" beziehungsweise als deutsche Variante des amerikanischen "compassionate conservatism".
Manuel Fröhlich (MF)
Prof. Dr., Juniorprofessur für Politikwissenschaft, Universität Jena (www.manuel-froehlich.de).
Rubrizierung: 2.331 | 2.342 | 2.22
Empfohlene Zitierweise: Manuel Fröhlich, Rezension zu: Alois Glück: Verantwortung übernehmen. Stuttgart: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/13889-verantwortung-uebernehmen_16650, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 16650
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Prof. Dr., Juniorprofessur für Politikwissenschaft, Universität Jena (www.manuel-froehlich.de).
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