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/ 12.06.2013
Hans-Peter Raddatz

Von Gott zu Allah? Christentum und Islam in der liberalen Fortschrittsgesellschaft

München: Herbig 2001; 528 S.; 35,74 €; ISBN 3-7766-2212-1
Anlass der Studie ist die These einer "undifferenzierten Solidarisierung" (11) der deutschen Öffentlichkeit mit den in Europa an Einfluss gewinnenden islamischen Gruppen. Statt sachlicher Information und Auseinandersetzung werde sowohl durch politische Vorgaben als auch durch Kulturschaffende Toleranz und Dialogbereitschaft zu einer neuen Ideologie erhoben. Gleichzeitig würden dem Islam kritisch gegenüberstehende Wissenschaftler oder engagierte Christen als Rechtsextremisten oder Rassisten diffa...
Hans-Peter Raddatz

Von Gott zu Allah? Christentum und Islam in der liberalen Fortschrittsgesellschaft

München: Herbig 2001; 528 S.; 35,74 €; ISBN 3-7766-2212-1
Anlass der Studie ist die These einer "undifferenzierten Solidarisierung" (11) der deutschen Öffentlichkeit mit den in Europa an Einfluss gewinnenden islamischen Gruppen. Statt sachlicher Information und Auseinandersetzung werde sowohl durch politische Vorgaben als auch durch Kulturschaffende Toleranz und Dialogbereitschaft zu einer neuen Ideologie erhoben. Gleichzeitig würden dem Islam kritisch gegenüberstehende Wissenschaftler oder engagierte Christen als Rechtsextremisten oder Rassisten diffamiert. Raddatz versucht zunächst durch eine umfangreiche historische Darstellung von der Antike bis zur Gegenwart aufzuzeigen, dass einerseits der radikale Fundamentalismus nicht als ein Sonderphänomen vom islamischen Glauben an sich getrennt werden könne, sondern sich bereits im klassischen Islam "die systematische Einheit von Glaubens- und Machtausübung" (403) gezeigt habe. Andererseits stellt der Autor dem die historische Bedeutung des Christentums für die Emanzipation der menschlichen Vernunft von Konformismus und Fremdbestimmung gegenüber. Die auf eine interkulturelle Einheitsgesellschaft abzielende neue Massenideologie des Dialogs und der Toleranz, so die wirklich atemberaubende These des Buches, sei im Begriff, sowohl die liberalen Werte der Aufklärung als auch die eigentliche "Zentralgestalt dieser Emanzipation" (453) zu beseitigen. Das neue Bündnis deutscher Politiker und kultureller Eliten mit den Islamisten habe die "liberale Fortschrittsgesellschaft" bereits zu einer "moralideologisch steuerbaren Gestaltungsmasse" (413) degradiert. Die differenzierte Auseinandersetzung des anerkannten Volkswirtes und Orientexperten mit den neuen Welteroberungsplänen des Islam und seinen westlichen Verbündeten gipfelt in dem historischen Vergleich jener "liberalistischen Massenideologie" mit seinen "beiden Vorläufern [...], der international-sozialistischen Klassen- und national-sozialistischen Rassenideologie" (415), da in allen drei Bewegungen Eliten in Erscheinung träten, die sich als "quasi-religiöse, messianische Alternativen" (415) verstünden.
Andreas Eis (AE)
Jun.-Prof. Dr., Didaktik des politischen Unterrichts und der politischen Bildung, Institut für Sozialwissenschaften Oldenburg, Fakultät I.
Rubrizierung: 2.23 Empfohlene Zitierweise: Andreas Eis, Rezension zu: Hans-Peter Raddatz: Von Gott zu Allah? München: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/14055-von-gott-zu-allah_16839, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 16839 Rezension drucken
CC-BY-NC-SA