Grosser gehört zu den Doyens der französischen Deutschlandforschung: Seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1949 begleitet er als aufmerksamer Beobachter die deutsche Politik. Dabei hat es der in Paris lebende Friedenspreisträger des Buchhandels von 1975 verstanden, wissenschaftliche Analyse gekonnt mit publizistischer Wirkung zu verknüpfen, und auf diese Weise Deutschland einem größeren Publikum in Frankreich vertraut zu machen. Im Vorjahr des vierzigjährigen Bestehens des Elysée-Vertrages unterzieht Grosser nun die Berliner Republik und ihre "citoyens" einer kritischen Bestandsaufnahme. Dabei geht es ihm vor allem um eine Betrachtung der politischen Rahmenbedingungen beim Wandel von der "Bonner zur Berliner Republik": Kanzlerdemokratie und Parteienstaat, die wirtschaftliche und gesellschaftliche Situation in den neuen Bundesländern, die Notwendigkeit einer doppelten "Vergangenheitsbewältigung" von NS- und DDR-Geschichte, die Weiterentwicklung der sozialen Marktwirtschaft angesichts der Globalisierung und vor allem die Rolle des vereinigten Deutschland in der Weltpolitik - das sind nur einige der Aspekte, die der Autor untersucht. Grosser argumentiert dabei, dass die Deutschen in positivem Sinne "anders", aber zugleich in ihrem Verhältnis zu anderen Völkern - insbesondere dem französischen - auch "gleich" geworden seien.