/ 12.06.2013
Edgar Grande / Markus Jachtenfuchs (Hrsg.)
Wie problemlösungsfähig ist die EU? Regieren im europäischen Mehrebenensystem
Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2000 (Staatslehre und politische Verwaltung 4); 360 S.; brosch., 50,11 €; ISBN 3-7890-6772-5In der politikwissenschaftlichen Europaforschung hat sich in den letzten Jahren eine Verschiebung des Interesses abgezeichnet: Der Blick richtet sich jetzt weniger auf Bedingungen und Formen des Integrationsprozesses als vielmehr auf Folgen der europäischen Einigung. Dieser Fokuswechsel - in dem sich auch die Erfahrung spiegelt, dass europäische Politik mittlerweile eine unübersehbar eigenständige Qualität gewonnen hat - geht mit einer neuen Konzeptualisierung der europäischen politischen Ordnun...
Edgar Grande / Markus Jachtenfuchs (Hrsg.)
Wie problemlösungsfähig ist die EU? Regieren im europäischen Mehrebenensystem
Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2000 (Staatslehre und politische Verwaltung 4); 360 S.; brosch., 50,11 €; ISBN 3-7890-6772-5In der politikwissenschaftlichen Europaforschung hat sich in den letzten Jahren eine Verschiebung des Interesses abgezeichnet: Der Blick richtet sich jetzt weniger auf Bedingungen und Formen des Integrationsprozesses als vielmehr auf Folgen der europäischen Einigung. Dieser Fokuswechsel - in dem sich auch die Erfahrung spiegelt, dass europäische Politik mittlerweile eine unübersehbar eigenständige Qualität gewonnen hat - geht mit einer neuen Konzeptualisierung der europäischen politischen Ordnung einher. Sie wird - jenseits von herkömmlichen staatlichen Organisationsformen - als Mehrebenensystem (bzw. Multi-Level-Governance) bezeichnet. Die damit vollzogene Betonung der institutionellen Dimension umschreibt eine zentrale Annahme des Sammelbandes, derzufolge "die institutionelle Struktur des europäischen Mehrebenensystems entscheidenden Einfluß auf die Problemlösungsfähigkeit europäischer Politik hat" (12). Obschon der Begriff des Mehrebenensystems noch erheblicher Präzisierung bedarf - zumal bezüglich des Verhältnisses von territorialen und funktionalen Komponenten - gibt er doch ausreichend Anstöße zu weitergehenden Fragen hinsichtlich der Rationalität eines verflochtenen, nicht-hierarchisch strukturierten Entscheidungsprozesses. Die Beiträge des Bandes behandeln dieses Thema einerseits unter stärker konzeptionellen Gesichtspunkten (Teil II), andererseits in Gestalt von Fallstudien zu ausgewählten Politikfeldern (Teil III). In diesem Kontext schält sich übrigens als ein Befund heraus, "daß die Problemlösungsfähigkeit des europäischen Mehrebenensystems [...] besser ist als sein vielfach schlechter Ruf" (24; 345 ff.). Die Mehrzahl der Beiträge geht auf eine gemeinsame Tagung des Arbeitskreises Integrationsforschung und der Sektion "Staatslehre und politische Verwaltung" der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft vom Oktober 1998 in München zurück.
I. Einleitung: Edgar Grande: Multi-Level Governance: Institutionelle Besonderheiten und Funktionsbedingungen des europäischen Mehrebenensystems (11-30). II. Neue Theorieperspektiven: 1. Vergleichende Demokratieforschung: Manfred G. Schmidt: Der konsoziative Staat. Hypothesen zur politischen Struktur und zum politischen Leistungsprofil der Europäischen Union (33-58); Heidrun Abromeit: Kompatibilität und Akzeptanz - Anforderungen an eine "integrierte Politie" (59-75). 2. Internationale Beziehungen: Thomas Gehring: Die Bedeutung spezialisierter Entscheidungsprozesse für die Problemlösungsfähigkeit der Europäischen Union (77-112); Michael Zürn / Dieter Wolf: Europarecht und internationale Regime: Zu den Merkmalen von Recht jenseits des Nationalstaates (113-140). 3. Regierungslehre und Policy-Forschung: Arthur Benz: Entflechtung als Folge von Verflechtung: Theoretische Überlegungen zur Entwicklung des europäischen Mehrebenensystems (141-163); Ingeborg Trömmel: Jenseits von regulativ und distributiv: Policy-Making der EU und die Transformation von Staatlichkeit (165-187). III. Politikfeldanalysen: 1. Wirtschaftspolitik: Philipp Genschel: Die Grenzen der Problemlösungsfähigkeit der EU (191-207); Martin Schürz: Wirtschaftspolitische Problemlösungsfähigkeit in der Wirtschafts- und Währungsunion (209-227). 2. Regionalpolitik: Susanne Ast: Wandel traditioneller Politikverflechtung: Die Umsetzung der europäischen Strukturpolitik in Deutschland und Frankreich (229-255); Manfred Miosga: Die Umsetzung der Gemeinschaftsinitiative INTERREG im nordrhein-westfälisch-niederländischen Grenzraum. Ein Beitrag zur Diskussion um die Problemlösungsfähigkeit europäischer Politik in multilateralen Mehrebensystemen (257-281). 3. Sozial- und Umweltpolitik: Gerda Falkner: Problemlösungsfähigkeit im europäischen Mehrebenensystem: Die soziale Dimension (283-311); Annette Elisabeth Töller: Der Beitrag der Komitologie zur politischen Steuerung in der europäischen Umweltpolitik (313-342). IV. Gesamtbilanz: Markus Jachtenfuchs: Die Problemlösungsfähigkeit der EU: Begriffe, Befunde, Erklärungen (345-359).
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 3.1 | 3.2 | 3.3 | 3.5
Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Edgar Grande / Markus Jachtenfuchs (Hrsg.): Wie problemlösungsfähig ist die EU? Baden-Baden: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/13270-wie-problemloesungsfaehig-ist-die-eu_15900, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 15900
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Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
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