Freiburghaus lehrt Politikwissenschaft am Institut de hautes études en administration publique in Lausanne; sein Buch - gefördert vom Schweizerischen Nationalfonds - basiert auf Studien, die er gemeinsam mit seinen wissenschaftlichen Mitarbeitern zwischen 1996 und 2000 durchgeführt hat. Für den Autor wäre weniger mehr, das heißt, dass die Gemeinschaft, in der Form wie sie bis 1992 bestand, besser in der Lage gewesen wäre, die Probleme zwischen den europäischen Staaten zu lösen, ohne diese in ihrer Substanz zu gefährden. Frieden und Wohlstand hätten sich so sichern lassen: "Man hätte 1992 nicht weitergehen müssen, wenn vorher einige Weichen anders gestellt worden wären. Doch man ist nun einmal weitergegangen, allerdings, wie wir meinen, in eine Sackgasse. Wenn sich diese Einsicht durchsetzte, gäbe unser Modell die Anleitung für das Rückwärtsfahren und nähme auch die Angst davor! In einem solchen Fall wäre dann verschiedenes denkbar: Etwa ein 'Rückbau' für alle zum gemeinsamen Markt; oder 'deux Europe', - das eine ein gemeinsamer Markt, das andere ein werdender Staat; oder der gemeinsame Markt für alle und die verstärkte Zusammenarbeit für wenige. Welche Modelle immer diskutiert würden: Es wäre beruhigend zu wissen, dass es 'die Gemeinschaft' gibt." Europa sollte sich nach Freiburghaus' Ansicht aber keinesfalls zu einer europäischen Großmacht entwickeln. Inhaltsübersicht: I. Einheitlichkeit und Differenzierung im Prozess der europäischen Integration: 1. Die kleineuropäische Lösung. In den fünfziger Jahren proben die Sechs die Supranationalität; 2. Versuchungen und Bewährung. Die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft nimmt Form an; 3. Neue Besen wischen gut...! Die schwierige Entwicklung in den siebziger Jahren; 4. Wie weiter? Die erste Debatte über differenzierte Integration in den siebziger und achtziger Jahren (Elisabeth Eberharter); 5. Ad fontes! Der "Gemeinsame Markt" wird zum Binnenmarkt; 6. Der Bau des Tempels. Die Union aus dem Geiste von Maastricht; 7. Der Not gehorchend? Die zweite Differenzierungsdebatte in den neunziger Jahren (Elisabeth Eberharter); 8. Das Ei des Kolumbus? Flexibilität und "Verstärkte Zusammenarbeit" im Vertrag von Amsterdam (Elisabeth Eberharter); 9. Die Vereinnahmung der Differenz. Ein vorläufiges Fazit. II. Die Differenzierung der Differenzierung: Fälle und Formen der Flexibilisierung seit "Maastricht": 10. Welche sozialpolitische Rolle für die Gemeinschaft? (Anna-Karina Kolb); 11. Die Union - ein "Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts"? (Elisabeth Eberharter); 12. Die Wirtschafts- und Währungsunion - Differenzierungen im Reich der Einheit (Brigitte Guggisberg); 13. Die GASP - eine "gemeinsame Politik"?; 14. Grenzen der "differenzierten Annäherung". Der Europäische Wirtschaftsraum (Manfred Spiesberger); 15. Fazit: Grenzen der Differenzierung und Grenzen der Integration. III. Die Gemeinschaft als eigenständiges politisches System: 16. Gegen-Evidenz!; 17. "The Big Deal"; 18. Stabilität?; 19. Legitimität!; 20. Andeutungen über Relevanz.