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/ 21.06.2013
Gesine Schwan

Woraus wir leben. Das Persönliche und das Politische. Ein Gespräch mit Christian Geyer

München/Zürich: Piper 2009; 219 S.; geb., 16,95 €; ISBN 978-3-492-05278-8
In mehreren Gesprächsrunden profiliert sich die Kandidatin für das Amt der Bundespräsidentin als nachdenkliche und engagierte Zeitgenössin mit klarem Profil und bedenkenswerten Schwerpunkten. Das Buch deckt eine Fülle von Themen ab, ist daher eher journalistisch als politikwissenschaftlich aufgebaut. Es beginnt mit Erörterungen über Gerechtigkeit, dann folgen Ausführungen über Familie und Bildung, über Wirtschaft und den Modetrend der Lebensoptimierung bis hin zur Religion. Zentrales Thema ist i...
Gesine Schwan

Woraus wir leben. Das Persönliche und das Politische. Ein Gespräch mit Christian Geyer

München/Zürich: Piper 2009; 219 S.; geb., 16,95 €; ISBN 978-3-492-05278-8
In mehreren Gesprächsrunden profiliert sich die Kandidatin für das Amt der Bundespräsidentin als nachdenkliche und engagierte Zeitgenössin mit klarem Profil und bedenkenswerten Schwerpunkten. Das Buch deckt eine Fülle von Themen ab, ist daher eher journalistisch als politikwissenschaftlich aufgebaut. Es beginnt mit Erörterungen über Gerechtigkeit, dann folgen Ausführungen über Familie und Bildung, über Wirtschaft und den Modetrend der Lebensoptimierung bis hin zur Religion. Zentrales Thema ist ihre Verhältnisbestimmung über das Persönliche und das Politische. Demokratie ist nach eigenem Bekunden zu ihrem Lebensthema geworden, wobei sie vor allem „die ‚subjektive’ Seite der Demokratie“ (28) interessiert. Die Beteiligung der Bürger an politischen Entscheidungen und der Gestaltung des Zusammenlebens liegt ihr folglich besonders am Herzen. Ein solches „existentielles Bürgerethos, das Politik nicht auf den Konflikt um Kilometerpauschale und Renteneintrittsalter reduziert, sondern als gelebten Einsatz fürs Gemeinwohl begreift“ (61), halte die Demokratie lebendig und verhindere die Verabsolutierung sei es der Politik, sei es der Marktwirtschaft. Das klingt nach einer diskursethisch und liberal modifizierten Lesart des berühmten Böckenförde-Votums: Die Voraussetzungen, von denen der demokratische Staat lebt, die er aber nicht selbst garantieren kann, sind in unserer pluralen Gesellschaft keine feststehenden Werte, sondern das Ergebnis von Aushandlungsprozessen, an denen die Bürger aktiv beteiligt sein sollen. Um diese Anforderung zu erfüllen, ist Bildung nicht im Sinne der Wissensanhäufung, sondern als Nachdenklichkeit und kontinuierliche Persönlichkeitsentwicklung notwendig. Die Rede vom Menschen als politisches Wesen meint also nicht nur seine Geselligkeit, sondern sein selbstbewusstes Engagement, das um die Offenheit der Zukunft und um die Veränderbarkeit der Welt weiß.
Volker Stümke (VS)
Dr., evangelischer Theologe, Priv.-Doz. für evangelische Sozialethik, Führungsakademie der Bundeswehr Hamburg.
Rubrizierung: 2.3 Empfohlene Zitierweise: Volker Stümke, Rezension zu: Gesine Schwan: Woraus wir leben. München/Zürich: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/30364-woraus-wir-leben_36036, veröffentlicht am 26.02.2009. Buch-Nr.: 36036 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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