Im Rahmen der (westdeutschen) DDR-Forschung hat das "Deutschland Archiv", das 1968 das (1952 gegründete) "SBZ-Archiv" ablöste, eine zentrale Rolle als Kommunikationsforum für diese zeitgeschichtliche Spezialdisziplin gespielt, die nicht zuletzt wegen ihrer programmatisch "gesamtdeutschen" Ausrichtung nur schwer Zugang zur universitären Forschung fand. Das "Deutschland Archiv" hat die Konjunkturen der deutsch-deutschen Annäherung bis hin zur deutschen Einigung sensibel begleitet und nach 1990 - worauf der neue Untertitel "Zeitschrift für das vereinigte Deutschland" verweist - die Aufmerksamkeit auf den bekannt schwierigen Integrationsprozess der alten und neuen Bundesländer konzentriert. Der Sammelband, dessen Beiträge überwiegend publizistischer Natur sind, nimmt das Datum "Zehn Jahre Deutsche Einheit" zugleich zum Anlass, die Leistung des "Deutschland Archivs" und namentlich die ihrer leitenden Redakteurin Dr. Gisela Helwig zu würdigen. Inhalt: Peter Bender: "Willkommen in Deutschland" (13-21); Thomas Ahbe / Monika Gibas Der Osten im vereinigten Deutschland (23-38); Siegfried Schwarz: Deutschlands neue Rolle in Europa: Zentralmacht im Zielkonflikt? (39-48); Jörg Roesler: Die Wirtschaftsentwicklung in Ostdeutschland. Legenden und Versuche einer Annäherung an die Wirklichkeit (49-58); Susanne Blancke / Josef Schmid: Die Mahlströme der Transformation. Bewältigungsstrategien am Arbeitsmarkt (59-70); Annette Kaminsky: "Ein Politikum ersten Ranges". Kleiner Rückblick auf die Konsumgeschichte der DDR (71-83); Johannes L. Kuppe: Zur Parteienlandschaft im vereinigten Deutschland. Ein politischer Essay (85-97); Peter Jochen Winters: Ist die PDS am Ende? (99-112); Karl Wilhelm Fricke: Der überforderte Rechtsstaat. Zur strafrechtlichen Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit (113-124); Siegfried Suckut: Das Ministerium für Staatssicherheit in der DDR-Geschichte (125-137); Oskar Anweiler: Bildung - Einheit und Vielfalt (139-148); Hans-Hermann Hartwich: Die "Erneuerung" des ostdeutschen Wissenschaftssystems im Prozess der Wiedervereinigung. Eine kritische Bilanz (149-159); Hans-Georg Golz: Verlorene Generation Ost? Jugend in Ostdeutschland zehn Jahre nach der Vereinigung (161-172); Irene Charlotte Streul: Presse und Rundfunk in Ostdeutschland (173-183); Willi Ph. Knecht: Die Nachdenklichkeiten des DDR-Medaillenerbes (185-194); Peter Maser: Ohne große Feierlichkeit, ohne besondere Bekundungen der Dankbarkeit. Anmerkungen zum Weg der evangelischen Kirchen in die Einheit (195-206); Hermann Weber / Ulrich Mählert: Die Erforschung der DDR-Geschichte in Vergangenheit und Gegenwart (207-218); Detlef Nakath / Gerd-Rüdiger Stephan: Deutsche Verwaltung beruht auf Schriftlichkeit. Möglichkeiten und Grenzen zeitgeschichtlicher Aktenauswertung am Beispiel der deutsch-deutschen Beziehungen (219-228); Rainer Eppelmann: Die Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur (229-235); Ehrhart Neubert: Was ist aus den Bürgerrechtlern geworden? (237-245); Rüdiger Thomas: "Sich ein Bild machen". Auf der Suche nach einer gemeinsamen Kultur (247-272); Manfred Jäger: Provisorien, Normalitäten und Gefährdungen. Betrachtungen über Literaturverhältnisse aus Anlass eines Romans (273-281); Heinz Klunker: Ankunft und ankommen: Eine DDR-Metapher geht fremd (283-293); Erich Loest: Die langen Beine der Lüge (295-300); Ilse Spittmann-Rühle: Drei Jahrzehnte Deutschland Archiv (301-315).