/ 22.06.2013
Tobias Endler
After 9/11: Leading Political Thinkers about the World, the U.S. and Themselves. 17 Conversations
Opladen: Barbara Budrich Publishers 2011; 219 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-86649-364-3Auf recht einfache Weise gelingt es Endler, ein sehr interessantes Buch zu verfassen: Er interviewt 17 bekannte Experten der US-amerikanischen Politik. Darunter sind sowohl Personen aus dem universitären Betrieb als auch Mitglieder von Think Tanks und Berater der Regierung. Die Themen kreisen dabei um zwei zentrale Punkte, einer ist eher theoretischer Natur, während sich der zweite auf die praktische Politik bezieht. Beide Punkte werden vor dem Hintergrund der Erfahrungen des 11. Septembers 2001 abgehandelt. Zunächst geht es Endler um theoretische Aspekte mit Bezug zur Rolle von öffentlichen Intellektuellen gerade nach den Anschlägen. Er befragt seine Gesprächspartner, für welches Publikum sie schreiben, welches Selbstverständnis sie als öffentliche Intellektuelle besitzen, welchen Einfluss öffentliche Intellektuelle in der US-amerikanischen Gesellschaft haben und wie sie zu Theorien der Postmoderne, des Relativismus und der Bedeutung von öffentlicher Deliberation stehen. Immer wieder wird dabei die zentrale Frage angeschnitten, wie sich das Verhältnis von Nähe und Distanz zur praktischen Politik für einen öffentlichen Intellektuellen gestalten sollte. Diese theoretischen Fragen werden ergänzt von praktischen Themen der Innen- und Außenpolitik. Endler versucht herauszufinden, wie sich die Situation in den USA nach 9/11 innenpolitisch verändert hat, welche Auffassung die Interviewten zu Fragen von Demokratie und Demokratieförderung durch die USA in fremden Ländern vertreten und welche Rolle die USA in der Welt spielen sollten. Ein fest strukturierter Interviewleitfaden besteht dabei nicht, sondern die übergeordneten Fragen und Themen werden abhängig vom Gesprächsverlauf und den Besonderheiten der Interviewten im Hinblick auf ihre Werke und ihre politischen Tätigkeiten eingeflochten. Dadurch kann sich zumeist ein bruchloser Übergang zwischen den Themen einstellen. Jedes Interview ist lesenswert und die Antworten unterscheiden sich teilweise stark, wobei gerade die Interviews von radikalen Kritikern der US-Politik wie Noam Chomsky und Cornel West ungewohnte Ansichten hervorbringen. Da man insgesamt so viele anregende Gedanken aus den Interviews mitnehmen kann, wäre es ungerecht, hier einzelne hervorzuheben. Allerdings fällt negativ auf, dass eine Begründung der Auswahl der Experten fehlt und sich darunter nur drei Frauen befinden. Auch eine Reflexion oder ein Resümee des Autors über die aus seiner Sicht gewonnenen Erkenntnisse bleibt aus, was jedoch nicht unbedingt als Mangel gesehen werden muss.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.64 | 2.24
Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Tobias Endler: After 9/11: Leading Political Thinkers about the World, the U.S. and Themselves. Opladen: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/34331-after-911-leading-political-thinkers-about-the-world-the-us-and-themselves_41205, veröffentlicht am 16.08.2012.
Buch-Nr.: 41205
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Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
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