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/ 12.06.2013
Georg S. Schneider

Alois Mertes (1921-1985) Das außenpolitische Denken und Handeln eines Christlichen Demokraten

Düsseldorf: Droste Verlag 2012 (Forschungen und Quellen zur Zeitgeschichte 61); 571 S.; Ln., 49,- €; ISBN 978-3-7700-1912-0
Diss. Bonn; Begutachtung: J. Scholtyseck, W. Link. – Georg Schneider analysiert das außenpolitische Denken und Wirken des CDU‑Politikers Alois Mertes „im Spannungsfeld von Diplomatie, parlamentarischer Arbeit und Regierungstätigkeit“ (11). Den Kontext bilden die außenpolitischen Themen der deutschen Frage und des Ost‑West‑Konfliktes zwischen den späten 1940er‑ und 1980er‑Jahren. Schneider arbeitet vornehmlich mit Primärquellen sowie Zeitzeugeninterviews und Hintergrundgesprächen und teilt seine Arbeit in drei chronologische Abschnitte. Der erste Teil behandelt Mertes‘ erste Kontakte mit Frankreich bis 1952. Er wuchs in der Grenzregion der Eifel auf, nahm als Soldat am Zweiten Weltkrieg teil und studierte nach der Kriegsgefangenschaft u. a. in Paris. Daran schließt sich im zweiten Abschnitt seine Zeit als Diplomat von 1952 bis 1971 an, in deren Mittelpunkt zunächst die deutsch‑französische Versöhnung und dann die Ostpolitik standen. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf dem dritten Teil, der das Wirken Mertes‘ als Außenpolitiker beschreibt. Von 1972 an war er Bundestagsparlamentarier und zudem ab 1982 Staatsminister im Auswärtigen Amt. Schneider sieht als Kennzeichen und Grundmaxime des außenpolitischen Denkens von Mertes das Eintreten für das Recht auf freie Selbstbestimmung in Europa sowie sein Bemühen, die Teilung des Kontinents zu überwinden. Auf dieser Grundlage habe er eine „offensive Ausrichtung der Ost‑ und Deutschlandpolitik“ (515) vertreten und wesentlichen Einfluss auf die Verhandlungen über die Ostverträge gehabt, wobei er deren letztlich zustande gekommene Form aus Misstrauen gegenüber der Regierung Brandt ablehnte. Ein weiterer zentraler Politikbereich Mertes war die „Vatikanische Ostpolitik“ (515). Schneider kommt in diesem Zusammenhang zu dem Schluss, dass Mertes „im Bereich der Deutschland‑ und Sicherheitspolitik als die zentrale Persönlichkeit des politischen Katholizismus in der Bundesrepublik Deutschland von der Mitte der 1970er bis zur Mitte der 1980er zu bezeichnen ist“ (516). Mertes Politik sei durch eine für ihn zentrale Rolle des christlichen Ethos bestimmt worden. Schneider charakterisiert Mertes in der CDU als Einzelgänger, der aber gerade deshalb eine Vermittlerrolle zur SPD einnehmen und so eine „integrative Wirkung“ (519) ausüben konnte und dabei ein „diplomatisches“ (517) Vorgehen in der Politik bevorzugte.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.32.3132.3314.21 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Georg S. Schneider: Alois Mertes (1921-1985) Düsseldorf: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/14538-alois-mertes-1921-1985_43517, veröffentlicht am 05.06.2013. Buch-Nr.: 43517 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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