/ 13.02.2014
Uwe Jean Heuser / Deborah Steinborn
Anders denken! Warum die Ökonomie weiblicher wird
München: Carl Hanser Verlag 2013; 252 S.; geb., 19,90 €; ISBN 978-3-446-43681-7Die Botschaft von Heuser und Steinborn lautet: Der Wirtschaft könnte es besser gehen, wenn sie wichtige Ressourcen nutzen würde – indem nämlich auch Frauen alle Karrierestufen gleichermaßen zugänglich gemacht werden. Das beste Negativbeispiel dafür sehen die Autoren in der Wirtschaftskrise, die ohne die testosterongeschwängerten Vorstandsetagen so nicht stattgefunden hätte. Für die These einer erfolgreicheren, da weiblicheren Ökonomie werden zahlreiche Studien herangezogen (von McKinsey über Catalyst und Egon Zehnder) sowie Expertinnen (von Ulrike Malmendier über Marion Schick bis Michele Morner) befragt. Anders als der Titel jedoch suggeriert, liefert das Buch keine wirkliche Erklärung, warum die Wirtschaft weiblicher wird. Im Gegenteil, ist diese doch noch weit von diesem Zustand entfernt – und sollte erst noch weiblicher werden. So ist etwa die Anzahl von Frauen im Top‑Management der DAX‑Unternehmen im vergangenen Jahr sogar rückläufig gewesen, die Möglichkeiten flexibler Arbeitsbedingungen sind noch unzureichend ausgeschöpft und die Gehaltsspanne zwischen den Geschlechtern ist weiterhin frappierend groß. Die erklärte Vision der Autoren ist daher eine „Hybridkultur, die Platz schafft für die Unterschiede und für die Stärken beider Geschlechter“ (85). Dafür bedarf es aus ihrer Sicht einer lebensphasenorientierten Personalpolitik, insbesondere eines Abschieds von einer Präsenz‑ hin zu einer Ergebniskultur, der Stärkung von Vätern in ihrer Doppelrolle als Vater und Geldverdiener (und dadurch Entlastung der ebenfalls beruflich engagierten Mütter von der noch immer ungleich verteilten Haushaltslast) und einer Ausrichtung an der Wertekultur der Generation Y, denen Familie genauso wichtig ist wie ein erfülltes Berufsleben. Das alles ist nicht wirklich neu, wird aber von Heuser und Steinborn mit einer ehrlichen Leidenschaft fürs Thema vertreten, sodass man das Buch getrost als fruchtbaren Beitrag für eine gerechtere Gesellschaftsordnung bezeichnen kann.
Eva Voß (EV)
Dr., Politikwissenschaftlerin, Manager Diversity & Inklusiveness, Ernst & Young.
Rubrizierung: 2.27 | 2.22 | 2.64 Empfohlene Zitierweise: Eva Voß, Rezension zu: Uwe Jean Heuser / Deborah Steinborn: Anders denken! Warum die Ökonomie weiblicher wird München: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/36733-anders-denken-warum-die-oekonomie-weiblicher-wird_44744, veröffentlicht am 13.02.2014. Buch-Nr.: 44744 Inhaltsverzeichnis Rezension druckenDr., Politikwissenschaftlerin, Manager Diversity & Inklusiveness, Ernst & Young.
CC-BY-NC-SA