/ 21.06.2013
Vincent Bugliosi
Anklage wegen Mordes gegen George W. Bush. Aus dem Englischen von Helmut Dierlamm, Norbert Juraschitz und Werner Roller
München: Deutscher Taschenbuch Verlag 2008 (dtv premium); 344 S.; brosch., 16,90 €; ISBN 978-3-423-24714-6Der Jurist und pensionierte Staatsanwalt Bugliosi klagt das größte Verbrechen an, das seiner Meinung nach in der amerikanischen Geschichte jemals begangen wurde: „George W. Bush, der Präsident der Vereinigten Staaten, führte sein Land unter Vorspiegelung falscher Tatsachen skrupellos in einen Krieg, durch den über 100.000 Menschen, darunter 4.000 amerikanische Soldaten, eines gewaltsamen Todes starben.“ (15) Nach US-amerikanischem Recht habe jeder Staatsanwalt, aus dessen Zuständigkeitsbereich einer dieser gefallenen Soldaten gekommen sei, das Recht Anklage zu erheben. Eine Verurteilung wegen Mordes sei möglich „aufgrund des Rechtsgrundsatzes der stellvertretenden Verantwortlichkeit bei Verschwörungen“ (92). Bugliosi betont, keine politischen Absichten zu verfolgen und begründet sein Plädoyer für eine Anklage mit einer umfassenden Übersicht über die mögliche Beweisführung. Dazu zählt nur als Ergänzung der Eindruck eines Präsidenten, der im Gegensatz zu allen seinen Amtsvorgängern einen Krieg ausdrücklich gewollt und dann während des Krieges eine belegbar unbeschwerte Zeit mit vielen Urlaubstagen verbracht hat. Bugliosi beschäftigt sich vor allem mit der gezielten Täuschung der US-amerikanischen Öffentlichkeit über die Gründe des Krieges. Weder die Verknüpfung des irakischen Diktators mit den Terroranschlägen am 11. September 2001 noch die Anschuldigung, dieser verfüge über geheime Massenvernichtungswaffen und stelle eine Bedrohung für die Sicherheit der USA dar, halten nach Ansicht des Juristen einer Überprüfung stand – im Gegenteil, Bugliosi führt zahlreiche Belege dafür an, dass diese Bedrohungsszenarien wider besseren Wissens aufgebaut wurden. Dazu zähle auch, dass die Bush-Regierung versucht habe, der 9/11-Kommission ihre Aufklärungsarbeit so schwer wie möglich zu machen. Bugliosi wirft den Medien und der Öffentlichkeit allerdings auch vor, sie hätten sich leichtgläubig täuschen lassen. Dieser überzeugende Entwurf einer Anklage mündet in einer breiten Diagnose des allgemeinen innen- wie außenpolitischen Niedergangs der USA und einer nur schwachen Hoffnung auf Besserung.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.64 | 2.24 | 4.41 | 2.63 | 2.22
Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Vincent Bugliosi: Anklage wegen Mordes gegen George W. Bush. München: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/29726-anklage-wegen-mordes-gegen-george-w-bush_35205, veröffentlicht am 16.12.2008.
Buch-Nr.: 35205
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Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
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