Rechtswiss. Diss. Frankfurt a. M.; Gutachter: M. Stolleis. - Der Autor nennt die Gründe für die politische Instabilität in Lateinamerika und beschreibt die Voraussetzungen für den erfolgreichen Aufbau von Zivilgesellschaften in der Region. Dabei orientiert er sich chronologisch an den periodischen Wechseln zwischen Zivil- und Militärregierungen in Argentinien und Chile. Alvarez versucht, die Diskrepanz zwischen westlichen Verfassungstexten und iberoamerikanischem Politikverständnis zu verdeutlichen. Dort, „wo Demokratie (künstlich) implantiert wurde" (20), fehle den Verfassungen europäischen Vorbilds ein historischer Entwicklungsprozess. Politik sei auf Personen zentriert und werde vor allem in symbolischen Formen ausgetragen; sie sei eine Regierungskunst, die „Ars Regnandi". Der Autor bemängelt, dass die beteiligten Akteure in der gegenwärtigen Phase, die zur „Versöhnungsperiode" (278) werden könnte, kaum mit den Verbrechen der Militärregime konfrontiert werden - eine Aufgabe, die hauptsächlich auf der politischen Ebene zu lösen sei. Umgestaltungen der politischen Institutionen seien auf dem Weg zu funktionierenden Zivilgesellschaften ebenso „unentbehrliche Bedingung" (280) wie eine Reform der Justiz, die von der politischen Macht abgekoppelt werden müsse. Auf diese Weise ließe sich - nach Menschenrechtsverletzungen und dem Verfall des Rechtsstaats - die Lösung von Konflikten durch die vorgesehenen Gerichtsinstanzen fördern, „um eine Änderung im Bewusstsein von dem, was Recht ist, zu erreichen" (280).