Wohl nicht ganz zu Unrecht vermutete der erste diplomatische Vertreter Österreichs in Tel Aviv, in Wien werde sich kein Politiker für seine Berichte sonderlich interessieren. Im Geiste adressierte er sie daher an Wissenschaftler späterer Generationen in der Hoffnung, ihnen ergiebige Quellen anzubieten. Diese Berichte sowie die seiner Nachfolger liegen jetzt, ganz im Sinne dieser Intention, in elf Dokumentenbänden vor, ergänzt durch Berichte der Vertretungen in Kairo, Ankara, Beirut, Teheran, New York, Washington, Rom und Bonn. Diese Quellen aus den diplomatischen Vertretungen außerhalb Israels sind dabei besonders für die Zeit von 1946 bis 1949 relevant, als Israel und Österreich noch keine offiziellen Beziehungen zueinander hatten. In allen Bänden ergänzen Zeittafeln, Bilder und Faksimiles die Dokumente, von denen insgesamt 1.599 aufgenommen wurden. Der erste Ergänzungsband enthält die Einleitung zur Edition, einen übergreifenden Beitrag über die Zeit vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis zum Jom Kippur-Krieg, die jeweiligen Einführungen zu den Berichten der Missionschefs, Beschreibungen der wichtigsten Personen sowie die Verzeichnisse der Dokumente und Faksimiles. Damit wird ein schneller Überblick über die gesamte Edition geboten. Der zweite Ergänzungsband besteht aus Berichten aus Jerusalem aus der Zeit von 1927 bis 1938 und einer kurzen Darstellung über das britische Mandat. Die Aktenedition sei das Kernstück des 1994 vom Ministerrat in Wien genehmigten Projektes „Beziehungen Österreich-Israel“, schreibt der Innsbrucker Zeitgeschichtler Steininger. Die 30-jährige Archivsperre erklärt die vorläufige Begrenzung der Edition auf die Zeit bis 1972, eine Fortsetzung wird angestrebt. In den Akten spiegelten sich die ungelösten Probleme im Nahen Osten, so Steininger: „Würde man nämlich bei einigen [Dokumenten] Daten und Verfasser weglassen, könnte man meinen, die Zeit sei stehen geblieben und fünfzig Jahre nichts geschehen“ (Band 1: 12).