Die vor einigen Monaten geführte Debatte um eine deutsche Leitkultur bedeutet die Fortsetzung einer seit dem Historikerstreit der Achtzigerjahre immer wieder diskutierten Frage nach dem deutschen Selbstverständnis. "In ihrem Verlauf hat sich gezeigt, dass es in der deutschen Politik keine parlamentarische Kraft mehr gibt, die für eine grundsätzliche Verbesserung des Status von Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit und für Minderheitenrechte eintritt, die den Anforderungen international-rechtlicher Vereinbarungen entsprechen." (7) Dies nahmen die Autorinnen und Autoren zum Anlass, nicht so sehr den ideologischen Gehalt der Leitkultur-Debatte zu untersuchen, als vielmehr die Wirklichkeit, die ihr zugrunde liegt. Im Vordergrund stehen so Aspekte der Migrations- und Asylpolitik. Inhalt: Wolf-Dieter Vogel: Otto der Große und die Ittifak-Holding. Warum es islamistische Fundamentalisten in Schwaben leichter haben und wieso nur Deutschländer werden kann, wer "Straftat" richtig buchstabiert (9-26); Gaby Hommel: Rechtlos auf Arbeit. Wie es sich ohne Green Card mit einem Job bei Putz-Blitz leben läßt (27-47); Albrecht Kieser: Rentabel und verfolgt. "Illegale" und die deutsche Debatte über Einwanderung (48-71); Kirsten Wiese: Im Namen des Deutschen Volkes. Was die Rechtsprechung zu Kopftüchern, zum Schächten, zur Islamischen Föderation und zu den Zeugen Jehovas mit der Leitkultur-Debatte zu tun hat (72-92); Michael Hahn: Angry new citizens. Die US-amerikanische Debatte über Einwanderung, alte Werte und die ökonomischen Grenzen von "Diversity" (93-113); Bernhard Schmid: Laizismus und Rassismus. Die Leitkultur-Debatte in Frankreich (114-143); Oliver Tolmein: Für Verfassung, Volk und Vaterland. Wie im Streit um die Leitkultur Patriotismus zur kritischen Tugend werden sollte, das Grundgesetz aber doch nur deutsch blieb (144-159); Hermann L. Gremliza: Mir tian Deitsch! (160-166).