/ 11.06.2013
Winfried Wolf
Bombengeschäfte. Zur politischen Ökonomie des Kosovo-Krieges
Hamburg: Konkret Literatur Verlag 1999; 206 S.; 25,- DM; ISBN 3-89458-185-9Der Kosovo-Krieg wurde in der Öffentlichkeit kaum in Frage gestellt, solange er andauerte. Kritische Stimmen hörte man höchstens aus dem linken Lager, aber auch nur vereinzelt. Um so mehr häufen sich seitdem Darstellungen, die insbesondere das bundesdeutsche militärische Engagement scharf verurteilen. Dieses Buch gehört in diese Reihe. Der Autor ist PDS-Abgeordneter im Deutschen Bundestag und vertritt die These, daß der Kosovo-Krieg vor dem Hintergrund der Entwicklung eines militärisch-industriellen Komplexes zu sehen ist, der die Militarisierung der amerikanischen und der deutschen Politik zu verantworten hat und damit dabei half, einen Angriffskrieg gegen Jugoslawien vorzubereiten und durchzuführen. Das Argument der westlichen Staaten, im Kosovo die Menschenrechte verteidigt zu haben, wischt Wolf gleich zu Anfang mit der Erwiderung vom Tisch, in anderen Konflikten habe seit langem ein viel größerer Bedarf zum Eingreifen bestanden, der Westen habe aber nichts getan. Auch wenn man die teils sehr moralisierende Rechtfertigung der westlichen Staatenkoalition für ihr Eingreifen im Kosovo in Zweifel ziehen kann, so ist die Tatsache der Menschenrechtsverletzungen mit derartig simplifizierenden Einlassungen sicherlich nicht wegzudiskutieren. Wolfs Buch krankt an genau derselben Einseitigkeit, die er dem Westen vorwirft; er unterfüttert seine Untersuchung nur mit einer gehörigen Portion Ideologie.
Walter Rösch (WR)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 4.41 | 2.62 | 3.6
Empfohlene Zitierweise: Walter Rösch, Rezension zu: Winfried Wolf: Bombengeschäfte. Hamburg: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/11117-bombengeschaefte_13140, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 13140
Rezension drucken
M. A., Politikwissenschaftler.
CC-BY-NC-SA