Politikwiss. Diss. Bochum; Gutachter: J. H. Wolff. - Wiegand fragt nach den Motiven hinter der Umstrukturierung und Modernisierung des chinesischen Militärapparates. Im theoretischen Teil der Arbeit stellt er drei Erklärungsansätze vor, die ihm wichtig erscheinen: die menschliche Natur (hier beruft er sich u. a. auf Morgenthau und Niebuhr), die Kategorie der Perzeption und der Zusammenhang zwischen Ökonomie und Seestreitmacht (Alfred T. Mahan). Im Gang der Untersuchung kommt er immer wieder darauf zurück. Wiegand gibt zunächst einen historischen Überblick über die Entwicklung der chinesischen Kriegsmarine, ihre Gliederung und die herrschende Militärstrategie. Danach untersucht er die Gründe für die umfassende Modernisierung und Aufrüstung de Seestreitkräfte im Einzelnen. Dabei stellt er insbesondere einen Zusammenhang zu den umfassenden Wirtschaftsreformen in der Volksrepublik her. Die Sicherung der Transportwege zur Rohstoffversorgung und Nahrungsmittelversorgung sowie die Sicherung der Handelsrouten sei das wichtigste Motiv für die Aufrüstung der Seestreitkräfte. Expansion sei nicht ihr Ziel. Im Gegenteil, Wiegand vertritt eine klare Auffassung im Sinne Mahans: „Die Hochseeflotte ist ein absolut notwendiges Machtinstrument, um die strategischen und wirtschaftlichen Interessen Chinas auf den Weltmeeren zu sichern." (195 f.) Wiegand sieht jedoch durchaus die Gefahr, dass die chinesische Politik von anderen Staaten, namentlich den USA und Japan, als bedrohlich angesehen werde könnte, mit der Gefahr eines Rüstungswettlaufs. Da die bilateralen Beziehungen zu beiden Ländern im Allgemeinen belastet seien, könne dies den eigentlichen Absichten der chinesischen Führung zuwiderlaufen und zu einer Verringerung der chinesischen Sicherheit führen. Ein Rüstungswettlauf könne nur durch den Abbau des Misstrauens zwischen den drei genannten Hauptakteuren vermieden werden.