Das moderne China befindet sich ökonomisch und politisch in einer Umbruchphase. Die durch das stürmische Wachstum einiger Regionen begünstigten starken wirtschaftlichen und sozialen Spannungen im Inneren spiegeln sich in einer von konfrontativen und kooperativen Elementen gekennzeichneten Außenpolitik. Für die meisten westlichen Beobachter bleibt China weiterhin ein rätselhaftes Land. Jonathan Spence versucht in seinem eindrucksvollen Buch, diese Fremdheit des Reichs der Mitte durch einen Blick in seine Vergangenheit verständlicher zu machen. Ausgehend vom Niedergang der Ming-Dynastie in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts spannt er den Bogen bis hin zum Massaker auf dem Tiananmen-Platz im Jahre 1989. In dem flüssig geschriebenen und spannend erzählten Buch wird deutlich, daß es eine Vielzahl von Parallelen zwischen dem heutigen China und seiner Geschichte gibt. So ist der Bevölkerungsdruck schon seit dem 18. Jahrhundert eine bestimmende Kategorie in der Entwicklung der chinesischen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Die Herrschaftstechnik, mittels einer riesigen Bürokratie das Leben des Volkes bis in alle Lebensbereiche hinein zu bestimmen, ist ebenfalls schon in der späten Ming-Dynastie zu finden. Auch die Gleichzeitigkeit von völlig verschiedenen Entwicklungsstufen im Land, die sich überschneidenden Prozesse von Zusammenbruch und Konsolidierung des Riesenreiches, sind Charakteristika der chinesischen Geschichte. Wie sehr ihre Spannungen und Krisen bis heute in China präsent sind und handlungsbestimmend wirken, macht Spence in seiner packenden Darstellung und Analyse der historischen Entwicklung Chinas deutlich.