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/ 12.06.2013
Helmut Strizek

Clinton am Kivu-See. Die Geschichte einer afrikanischen Katastrophe

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2011; 408 S.; 39,80 €; ISBN 978-3-631-60563-9
Mit seiner „Flucht aus Afrika“ (86) habe US-Präsident Clinton die ehemaligen belgischen Kolonien Kongo-Kinshasa, Ruanda und Burundi in das Chaos abstürzen lassen, lautet der Vorwurf Strizeks, der sich erst beruflich und dann wissenschaftlich intensiv mit dieser Problematik befasst hat. Diese Entscheidung zur „Flucht“ – genauer: innerhalb von sechs Monaten alle US-amerikanischen Soldaten aus UNO-Einsätzen in Afrika abzuziehen – habe Clinton wütend und im Alleingang nach dem Scheitern in der „‚Schlacht um Mogadischu’“ im Oktober 1993 gefällt. Er habe gehofft, sich damit „außenpolitische Scherereien vom Hals“ (12) zu halten und als erste Konsequenz Außenministerin Albright die Weisung erteilen lassen, dass die USA entgegen früherer Zusagen keine Soldaten für die UN-Hilfsmission für Ruanda zur Verfügung stellt. Strizek schildert dann in der Sache sehr engagiert und mit einer Fülle an Details versehen, dass diese Abkehr den politischen Zielen der US-Außenpolitik entgegengestanden habe, sodass es zu einem neuen, geheimen Engagement gekommen sei. Mit den Diktatoren Museveni (Uganda) und Mobutu (Kongo) seien die USA eine strategische Verbindung eingegangen, um den im Exil lebenden ruandischen Tutsi-Rebellen zum militärischen Sieg zu verhelfen. Als Gegenleistung haben die USA, so der schwerwiegende Vorwurf des Autors, beide Diktatoren von der Demokratisierungspolitik freigestellt, die der frühere US-Außenminister Baker und der französische Präsident Mitterand seit dem Ende des Kalten Krieges eingefordert hatten. Strizek erläutert ausführlich, wie es zu dem Ruanda-Krieg 1994 und den Völkermorden, dem ersten Kongo-Krieg 1996/97 mit der Machtübernahme Kabilas sowie dem zweiten Kongo-Krieg (1998-2001) und der Ermordung Kabilas kam. Dargestellt werden dann die Ruanda-Politik der US-Regierung unter George W. Bush sowie in einem Exkurs die deutsche Politik. Insgesamt erhellt Strizek mit dieser Analyse die mitunter komplizierten politischen und militärischen Verästelungen in dieser Region Afrikas. Vor allem aber stellt er Clinton ein afrikapolitisches Armutszeugnis aus – die vom Westen mitverursachten Katastrophen in Afrika seien nicht nur verheerend, sondern auch sinnlos gewesen.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.414.222.642.67 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Helmut Strizek: Clinton am Kivu-See. Frankfurt a. M. u. a.: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/14489-clinton-am-kivu-see_40411, veröffentlicht am 08.09.2011. Buch-Nr.: 40411 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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