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/ 22.06.2013
Tobias Romberg

Club der toten Demokratien. Regression statt Konsolidierung von südasiatischen Demokratien der dritten Demokratisierungswelle – eine Analyse am Beispiel Pakistan

Saarbrücken: Südwestdeutscher Verlag für Hochschulschriften 2011; 581 S.; 128,- €; ISBN 978-3-8381-2519-0
Politikwiss. Diss. Münster. – Während allseits über die weitere Entwicklung der politischen Lage in der arabischen Region spekuliert wird, zeigen die südasiatischen Staaten Pakistan, Bangladesch, Sri Lanka und Nepal, wie schwierig die Konsolidierung eines demokratischen Systems ist. Rombergs Ziel ist es, die Faktoren für die Fehlentwicklungen und Missstände offenzulegen, die in diesen vier Staaten einen dauerhaften stabilen Zustand der Demokratie behindern. Dafür wird in einem ersten theoretischen Teil zum einen auf einen synthetischen Ansatz aus den vier Theorien der Transformationsforschung (System-, Struktur-, Kultur- und Akteurstheorie) als Erklärung für Transformationen sowie zum anderen auf Wolfgang Merkels Konzept der defekten Demokratien rekurriert. Zugleich werden acht Gruppen von hemmenden Faktoren bei der Konsolidierung von Demokratien herausgearbeitet. Mit diesem theoretischen Rüstzeug ausgestattet, führt Romberg eine Einzelfallstudie zu Pakistan während der Regierungszeit von Pervez Musharraf (1999 bis 2008) durch. Für diesen Zeitraum seien die sich gegenseitig beeinflussenden Faktoren nicht demokratisch legitimierter Eliten (primär das Militär), kulturelle Faktoren (wie der Islamismus) und exogene Faktoren (vor allem der Einfluss der USA) hervorzuheben, da sie als eine „pakistanische Triade“ (538) entscheidend zum Scheitern des Konsolidierungsprozesses führten. Sie könnten zudem auch die Stagnation der Konsolidierungsprozesse in Bangladesch, Nepal und Sri Lanka erklären. Der Autor kommt auf dieser Grundlage zu dem Fazit, dass sich die vier südasiatischen Staaten statt in einer Phase der Konsolidierung in einem „ungewissen Schwebezustand“ (11) befinden, da weder eine Konsolidierung noch ein vollkommener Rückfall in autoritäre Strukturen vorliege. Damit stellten diese Staaten defekte Demokratien dar, bei denen aufgrund der Komplexität der Gründe nicht von einer Konsolidierung der Demokratie in der nahen Zukunft ausgegangen werden könne. Romberg zeigt insgesamt umfassend auf, warum es so schlecht um die Demokratien in Südasien steht – „tot“, wie der Titel suggeriert, sind sie deshalb jedoch noch nicht.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.682.22.222.232.25 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Tobias Romberg: Club der toten Demokratien. Saarbrücken: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/34725-club-der-toten-demokratien_41738, veröffentlicht am 09.02.2012. Buch-Nr.: 41738 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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