/ 19.06.2013
John Dean
Das Ende der Demokratie. Die Geheimpolitik des George W. Bush. Aus dem Amerikanischen von Udo Rennert
Berlin/München: Propyläen Verlag 2004; 300 S.; geb., 22,- €; ISBN 3-549-07209-0Der Publizist Dean war in den Sechzigerjahren als Abgeordneter im Kongress und ab 1969 auch als Rechtsberater Nixons tätig. An diese Zeit scheint er keine guten Erinnerungen zu haben, den Nixon ist für ihn der Inbegriff des manipulierenden Geheimniskrämers. Er wird in dieser Disziplin laut Dean nur noch von zwei weiteren Politikern geschlagen: George W. Bush und Richard B. Cheney. Ihnen wirft Dean vor, ein System der unverhältnismäßigen Geheimhaltung im Weißen Haus eingerichtet zu haben, das einzig und allein der Manipulation der Öffentlichkeit und der Umsetzung neokonservativer Politik diene. Bush wird mehr oder weniger als Marionette dargestellt, die an den Fäden einflussreicher Berater den Präsidentendarsteller gebe. Er sei „geistig ein Dünnbrettbohrer, intellektuell träge und ohne Wissbegier" (25). Als oberster Strippenzieher im Hintergrund fungiere Cheney. Dean schildert detailliert, wie die Seilschaften funktionierten, die Bush ein Millionenvermögen in Texas beschafften, wie Cheney immer noch mit seiner ehemaligen Firma Halliburton verbunden ist und wie das große Geld die amerikanische Politik mitbestimmt. Der Öffentlichkeit würden systematisch Informationen vorenthalten, u. a. auch über den fragilen Gesundheitszustands des Vizepräsidenten. Die zwanghafte Geheimniskrämerei erleichtere es Cheney, „dieser Präsidentschaft seine finstere Weltsicht aufzuprägen und Amerika in die radikalste Außenpolitik seiner Geschichte zu führen" (127). Explizit wirft Dean Cheney und Bush vor, die Aufarbeitung der Anschläge vom 11. September 2001 systematisch behindert zu haben. Dean bezeichnet sein Buch schon im Vorwort als „Polemik" (13). Diese Kennzeichnung trifft zweifellos zu. Er schießt mitunter weit über sein Ziel hinaus und sachliche Fehler wie den, Clintons Sicherheitsberater Sandy Berger mit einem Federstrich zur Frau zu machen (145), sind ärgerlich. Gleichwohl ist sein Buch eine lesenswerte Abrechnung mit einer Regierung, an der nicht zuletzt auch amerikanische Beobachter viel zu kritisieren haben.
Walter Rösch (WR)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.64 | 2.24
Empfohlene Zitierweise: Walter Rösch, Rezension zu: John Dean: Das Ende der Demokratie. Berlin/München: 2004, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/21416-das-ende-der-demokratie_24994, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 24994
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M. A., Politikwissenschaftler.
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