Burkert-Dottolo, Direktor der Politischen Akademie der ÖVP, spannt einen weiten Bogen von der Bauernbefreiung durch Hans Kudlich im Jahre 1848, die der österreichischen Bauernschaft die Möglichkeit gab, ihre Interessen selbst wahrzunehmen, über die Gründung des katholisch-konservativen Bauernvereins und der Geschichte des steirischen Bauernbundes bis zu den Veränderungen, die Kriege, Wirtschaftskrisen, der technologische Fortschritt, der sozioökonomische Strukturwandel und schließlich der EU-Beitritt in der Landwirtschaft bewirkt haben. Sowohl die Situation der Bauern in der stark agrarisch geprägten Steiermark als auch die Bauernvertretung und ihre Beziehungen zu den österreichischen Parteien nimmt Burkert-Dottolo dabei in den Blick. Das Buch wird vornehmlich für Historiker seinen besonderen Reiz entfalten. Neben einer lebendigen Schilderung der geschichtlichen Ereignisse und über 175 historischen Abbildungen respektive Fotos beeindrucken die umfassenden Kenntnisse des Autors auch im Detail auf diesem - und nicht nur diesem - Feld der österreichischen Geschichte. Politikwissenschaftlich ist der Band vor allem insofern relevant, als er eine sorgfältige und sehr detailliert geschilderte Studie einer Bevölkerungsgruppe und ihrer politischen Vertretung auf allen Politikebenen darstellt - wenngleich der historische Anspruch den analytischen überwiegt. Inhaltübersicht: Die Zeit vor 1918: Hans Kudlich und die Folgen; Die Freiheit der Person, des Bodens, des Berufes und des Marktes; Vereinigt Euch als Bauern, Österreicher und Katholiken; "Kriegszentralen" und "Rucksackverkehr". 1918 bis 1938: Die Bauern als politische Macht; Eingriffe des Staates - Protektionismus; Der Staat interveniert; Die Agrarpolitik 1934-1938. 1938 bis 1945: Die steirischen Bauern im Großdeutschen Reich. Die Zeit nach 1945: Der Wiederaufbau; Neue Agrarpolitik in den fünfziger Jahren; Die Zeit der ÖVP-Alleinregierung; Die Alleinregierung der SPÖ; Die Zeit der Großen Koalition; Der EU-Beitritt.