/ 31.05.2013
Robert Menasse
Das Land ohne Eigenschaften. Essay zur österreichischen Identität
Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1995; 143 S.; 12,80 DM; ISBN 3-518-38987-4Der Autor geht der Frage nach, warum das Problem der eigenen (nationalen) Identität in der österreichischen Öffentlichkeit bislang nicht zum Gegenstand einer rationalen und selbstkritischen Debatte geworden ist. Das Ende des Ost-West-Konflikts und der "verordnete" Beitritt des Landes zur EU machten eine solche Selbstbesinnung dringlich, um Österreich aus seiner politisch-kulturellen Isolation herausführen zu können. Der Essay zielt auf ein Psychogramm der österreichischen "Zweiten Republik". Er thematisiert das prekäre Selbstverständnis des Landes als Nation (zwischen republikanischer und "völkisch"-kultureller Begründung), den typischen "Symbolismus" der österreichischen Politik (wo der Streit um Autokennzeichen und Staatswappen als Ersatz für eine wirkliche Identitätsdebatte fungiert), die "Fiktionen" der Neutralität und der parlamentarischen Demokratie (die durch das System der Sozialpartnerschaft praktisch suspendiert ist) sowie die unbewältigte nationalsozialistische Vergangenheit. Der Autor bedient sich dazu immer wieder exemplarisch der Werke anderer Schriftsteller, in denen er eine spezifische "Anti-Heimat-Literatur" verkörpert sieht, die für das Identitätsproblem des Landes selbst symbolhaft sei.
Frank Decker (FD)
Prof. Dr., Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie, Universität Bonn.
Rubrizierung: 2.4
Empfohlene Zitierweise: Frank Decker, Rezension zu: Robert Menasse: Das Land ohne Eigenschaften. Frankfurt a. M.: 1995, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/504-das-land-ohne-eigenschaften_273, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 273
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Prof. Dr., Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie, Universität Bonn.
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