Österreichs Beziehung zu den wortmächtigen Intellektuellen war seit je zwiespältig, immer jedoch geprägt von einem „Nicht-lassen-können“ der Betroffenen. Menasses Essays spiegeln dieses Verhältnis und zeigen, dass sich hier einer vorauseilend Gedanken macht über die Conditio Austriae. In der chronologischen Aneinanderreihung der durchweg bereits vorher publizierten Texte wird deutlich, dass vieles den tatsächlichen Entwicklungen vorweggenommen war. Menasses Kritik an Sozialpartnerschaft und historisch irreführender Narration ist dabei ätzend und polemisch, und wenn dies kein Makel ist, dann weil auch die heftigste Übertreibung zum Lesegenuss wird. So heißt es zum ehemaligen Präsidenten Waldheim und seinen umstrittenen Äußerungen zur soldatischen Pflichterfüllung: „Der Präsident, der einen Großteil seiner Amtszeit mit dem Dementieren des Vorwurfs, dass er gelogen habe, zugebracht hat, erklärt am Ende seiner Amtszeit, dass er auch in diesem Punkt liebend gern gelogen hätte, wenn er nur besser darüber informiert gewesen wäre, was die Öffentlichkeit in dieser Frage zu hören wünschte“ (35). Dabei verhüllt nur der erste Blick die Verwurzelung Menasses in der österreichischen Politik- und Kulturlandschaft. Aufschlussreich und lesenswert ist der Band schon deswegen, weil die Kritik letzten Endes ebenso ambivalent ist wie manche Deutung Österreichs.