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/ 03.06.2013
Margareta Mommsen / Ellen Bos / Silvia von Steinsdorff (Hrsg.)

Demokratie-Experimente im Postkommunismus. Politischer und institutioneller Wandel in Osteuropa

Münster: Lit 1995 (Osteuropa-Studien 2); 201 S.; brosch., 34,80 DM; ISBN 3-89473-892-8
Vor dem Hintergrund der dritten Welle der Demokratisierung (Huntington) fragen die sechs Beiträge nach dem Stand und den weiteren Perspektiven der "Demokratie-Experimente" im östlichen Europa. Im einzelnen werden Litauen, Polen, Rußland und Kasachstan sowie überblicksartig die zentralasiatischen früheren Sowjetrepubliken untersucht, lediglich die südosteuropäischen Staaten bleiben unberücksichtigt. Erwartungsgemäß fällt die Bilanz zum Stand der Demokratieentwicklung sehr unterschiedlich aus: Während in Polen und Litauen bereits Regierungswechsel in weitgehend demokratischer Weise vonstatten gegangen sind, dominiert in den neuen zentralasiatischen Nationalstaaten der Typ der autoritären Präsidialherrschaft. Rußland stellt auch nach der gewaltsam beendeten Doppelherrschaft von Parlament und Präsidenten einen Sonderfall dar, den Mommsen für die Phase nach den Wahlen 1993 in Anlehnung an russische Journalisten als "Nomenklaturdemokratie" kennzeichnet. Sowohl für Polen als auch für Rußland (bis Ende 1993) wird die fehlende Verfassung als zentrales Hemmnis der Demokratisierung bzw. der Konsolidierung der Demokratie identifiziert; jeder politische Streit habe deswegen unmittelbar in eine Verfassungskrise gemündet. Nur schwer mit der jeweils differenzierten Darstellung zu den einzelnen Staaten ist die apodiktische Feststellung in der Einleitung zu vereinbaren, daß kein Reformstaat "den Zustand einer konsolidierten Demokratie erreicht" hat (1). Zumindest für die im übrigen nicht untersuchten Visegrád-Staaten Ungarn und Tschechien ist dies zu bestreiten. Inhalt: Ellen Bos: Polens Balanceakt zwischen "großem Durcheinander" und demokratischer Konsolidierung (13-48); Eric von Breska: Doppelherrschaft und Verfassungskrieg in Rußland (49-76); Margareta Mommsen: Rußlands "Nomenklaturdemokratie" - Herrschende Eliten und Regierungspraxis nach den Dezemberwahlen 1993 (77-104); Silvia von Steinsdorff: Systemwandel in Zentralasien - eine Gratwanderung zwischen Demokratie und Diktatur (105-134); Lydia Klötzel: Der kasachische Präsident Nursultan Nasarbajew - Vater der Demokratie oder aufgeklärter Autokrat? (135-162); Thomas Schmidt: Litauen: Von der "nationalen Demokratie" zum Postkommunismus (163-194).
Michael Edinger (ME)
M. A., wiss. Mitarbeiter, Sonderforschungsbereich 580, Universität Jena (www.uni-jena/svw/powi/sys/edinger.html).
Rubrizierung: 2.622.22.212.24 Empfohlene Zitierweise: Michael Edinger, Rezension zu: Margareta Mommsen / Ellen Bos / Silvia von Steinsdorff (Hrsg.): Demokratie-Experimente im Postkommunismus. Münster: 1995, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/1186-demokratie-experimente-im-postkommunismus_1226, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 1226 Rezension drucken
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