/ 04.06.2013
Franz Kernic
Demokratie und Wehrsystem. Aufsätze zum Verhältnis von Gesellschaft, politischem System und Heer in Österreich
Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 1997 (Studien zur Verteidigungspädagogik, Militärwissenschaft und Sicherheitspolitik 3); 173 S.; brosch., 49,- DM; ISBN 3-631-31580-5Der Autor ist seit 1985 beim Bundesministerium für Landesverteidigung tätig. Seine Aufsätze bieten allerdings nicht die offizielle Meinung zu den "Möglichkeiten der Neugestaltung der österreichischen Verteidigungspolitik", sondern Kernic versucht darzustellen, "warum Demokratie und allgemeine Wehrpflicht oder Diktatur und Berufsheer nicht automatisch zusammenfallen" (142). Er verweist darauf, daß grundsätzlich keine Verknüpfung zwischen einer Regierungsform und einer bestimmten Wehrverfassung existiert. Die Zielrichtung einer solchen Argumentation ist deutlich: Die Demokratie macht nicht die allgemeine Wehrpflicht erforderlich und jede Legitimierung der allgemeinen Wehrpflicht durch den Hinweis auf die Demokratie ist nur künstlich. Letztendlich bestimmt die Politik und nicht das politische System das Wehrsystem. Die Folge eines solchen Denkens räumt einerseits mit einer Legende der Wehrpflicht auf, daß sie nämlich die Demokratie begünstige; andererseits bietet die von Kernic favorisierte Perspektive große Flexibilität im Rahmen der Verteidigungspolitik und ihrer Ausgestaltung. Die Parallelen der österreichischen und deutschen Debatte über die zukünftige Gestaltung der Streitkräfte sind unübersehbar.
Inhalt: 1. Demokratie und Wehrsystem. Überlegungen zum Verhältnis von Politik und militärischer Gewalt; 2. Republikanische Verfassung und Wehrsystem in der Pax Kantiana. Über den Zusammenhang von Krieg, republikanischer Verfassung und Heerwesen in Kants philosphischem Friedensentwurf; 3. Die allgemeine Wehrpflicht in Österreich. Zur historischen Entwicklung der österreichischen Diskussion um allgemeine Wehrpflicht und Berufsheer; 4. Akzeptanz– und Legitimitätsproblematik des österreichischen Bundesheeres. Öffentliche Meinung und militärische Landesverteidigung; 5. Freiwilligenheer oder Wehrpflicht? Anmerkungen zu Österreichs aktueller Suche nach einem neuen Wehrsystem.
Axel Gablik (AG)
Dr., Historiker.
Rubrizierung: 2.4 | 2.21
Empfohlene Zitierweise: Axel Gablik, Rezension zu: Franz Kernic: Demokratie und Wehrsystem. Frankfurt a. M. u. a.: 1997, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/4380-demokratie-und-wehrsystem_6158, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 6158
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Dr., Historiker.
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