/ 18.06.2013
Jürgen Elsässer
Der deutsche Sonderweg. Historische Last und politische Herausforderung
München: Diederichs 2003; 264 S.; geb., 19,95 €; ISBN 3-7205-2440-XDas Buch des Journalisten Elsässer ist keine wissenschaftliche Analyse, sondern vielmehr eine politische Streitschrift. Der Autor stellt die zweifellos richtige These auf, dass Deutschland immer dann einen Sonderweg gegangen sei, wenn es seine Politik gegen die europäischen Nachbarn gerichtet habe. Genau diesen Prozess meint er in der gegenwärtigen deutschen Außenpolitik zu erkennen. Als treibende Kraft dahinter sieht er jedoch nicht etwa Militärs an, sondern die deutsche Wirtschaft. Sie sei eine „symbiotische Verflechtung" (9 f.) mit der amerikanischen Nationalökonomie eingegangen, die kriegsfördernd wirke. Deshalb fordert Elsässer, Deutschland müsse mit den USA brechen. Er hält eine stabile Freundschaft mit Paris und Moskau für „die beste Vorkehrung gegen einen neuen deutschen Sonderweg" (10). Die Wiedervereinigung deutet er im Sinne dieser Grundüberzeugung als „Kraftakt gegen die Nachbarn", die deutsche Politik im Golfkrieg von 1991 dient ihm ebenso als Beweis für eine angebliche Renaissance des deutschen Militarismus wie der Einsatz der Bundeswehr im Kosovo. Im Hintergrund wabert dabei stets ein unausgesprochener Faschismusvorwurf. Es zeugt von einer gewissen Originalität, als Allheilmittel dagegen einen Bruch mit den USA zu fordern, eine enge Anlehnung an Frankreich sowie Russland zu propagieren und dabei gleichzeitig das hohe Lied Lafontaines zu singen. Mit seinen Vorwürfen schießt Elsässer jedoch weit übers Ziel hinaus.
Walter Rösch (WR)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 4.21 | 4.22 | 2.64 | 3.6
Empfohlene Zitierweise: Walter Rösch, Rezension zu: Jürgen Elsässer: Der deutsche Sonderweg. München: 2003, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/19909-der-deutsche-sonderweg_23173, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 23173
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M. A., Politikwissenschaftler.
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