/ 04.06.2013
Emil Brix / Hannes Stekl (Hrsg.)
Der Kampf um das Gedächtnis. Öffentliche Gedenktage in Mitteleuropa
Wien/Köln/Weimar: Böhlau Verlag 1997 (Grenzenloses Österreich); 420 S.; brosch., 98,- DM; ISBN 3-205-98628-8In einer Reihe von Tagungen zwischen 1994 und 1996 wurden "die Inhalte des kollektiven kulturellen Bewußtseins" (10) in verschiedenen mitteleuropäischen Ländern untersucht und dabei die Frage nach den Wandlungen gestellt, die dramatische politische Veränderungen wie 1848, 1918, 1939, 1945 und 1989 auf diesem Sektor ausgelöst haben. Autoren sind Historiker und, in einem weitgefaßten Sinne verstanden, Kulturwissenschaftler. Der inhaltsreiche Band bietet dem deutschen Leser Aufschlüsse über Regionen Europas, die den meisten Politikwissenschaftlern weniger vertraut sein dürften. Allerdings muß es überraschen, daß man in der Forschungsanlage Deutschland fast vollständig ausgespart hat. Gehört Deutschland nicht mehr zu Mitteleuropa, oder ist diese Grenzziehung (der auch die Schweiz zum Opfer fiel) durch alte habsburgische Befindlichkeiten zu erklären?
Inhalt: Emil Brix: Kontinuität und Wandel im öffentlichen Gedenken in den Staaten Mitteleuropas (13-21); Michael Mitterauer: Anniversarium und Jubiläum. Zur Entstehung und Entwicklung öffentlicher Gedenktage (23-89); Hannes Stekl: Öffentliche Gedenktage und gesellschaftliche Identitäten (91-116); Andrea Blöchl: Die Kaisergedenktage (117-144); Gustav Spann: Der österreichische Nationalfeiertag (145-169); Jirí Pokorný / Jirí Rak: Öffentliche Festtage bei den Tschechen (171-187); Ivan Chalupecký: Feiern und Gedenktage in der Slowakei (189-204); Stanislaw Grodziski: Nationalfeiertage und öffentliche Gedenktage Polens im 19. und 20. Jahrhundert (205-215); Czeslaw Brzoza: Aus der Geschichte des 3. Mai-Gedenktages in Polen (217-230); Jan Rydel: Sacrum Poloniae Millennium. Bemerkungen zur Anatomie eines Konflikts im "realen Sozialismus" (231-250); Katalin Sinkó: Zur Entstehung der staatlichen und nationalen Feiertage in Ungarn (1850-1991) (251-271); Ilona Sármány-Parsons: Ungarns Millenniumsjahr 1896 (273-291); Franc Rozman / Vasilij Melik / Bozo Repe: Öffentliche Gedenktage bei den Slowenen von 1848 bis 1991 (293-335); Pavo Barišic: Gedenktage in Kroatien als Medium der Geschichtserzählung (337-354); Valeria Heuberger: Gedenktage in Bosnien-Herzegowina (355-375); Zoran Konstantinovic: Auf der Suche nach dem kollektiven Bewußtsein Bosniens. Geschichtlichkeit und konkrete historische Erfahrung im literarischen Diskurs (377-393); Susanne Breuss / Karin Liebhart / Andreas Pribersky: Rituale des nationalen Gedenkens - die Schweiz, Frankreich, Österreich und Deutschland im Vergleich (395-417).
Michael Dreyer (MD)
Prof. Dr., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 2.23 | 2.62 | 2.61 | 2.4
Empfohlene Zitierweise: Michael Dreyer, Rezension zu: Emil Brix / Hannes Stekl (Hrsg.): Der Kampf um das Gedächtnis. Wien/Köln/Weimar: 1997, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/3820-der-kampf-um-das-gedaechtnis_5410, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 5410
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Prof. Dr., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
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