Das Buch bietet eine umfassende Länder-, Kultur- und Konfliktanalyse der Kaukasusregion und ermöglicht trotz seiner handlichen Kürze und des lexikonartigen Aufbaus einen umfassenden und differenzierten Einblick in die Krisenregion, deren strategische und sicherheitspolitische Bedeutung aufgrund der ethnischen Heterogenität und internationaler Ressourcenpolitik noch weiter zunehmen wird. Gumppenberg und Steinbach haben den Anspruch, mit diesem Band den Kaukasus in seiner geographisch-kulturellen und politischen Gesamtheit aufzunehmen und beschränken sich daher nicht nur auf Armenien, Georgien, Aserbaidschan und den russischen Nordkaukasus, sondern beziehen den Iran und die Türkei mit ein. Im Rahmen der 18 Einzelbeiträge soll der transatlantischen Fehlwahrnehmung und Perzeption des Kaukasus als „ständige Krisenregion“ entgegengewirkt werden. Des Weiteren soll spezifisches Teilwissen sowie das Vorherrschen von Stereotypen, die immer wieder von Berichten über Blutrache, grausame Sippenfehden oder eine „kaukasische Mafia“ untermauert werden, durch einen umfassenden und faktenbasierten Überblick eingebettet werden. Dementsprechend ist auch das Buch aufgebaut; nach einer Darstellung der einzelnen Länder werden im anschließenden Teil die zahlreichen Konflikte und die konfliktträchtigen Konstellationen analysiert. Im dritten Teil folgt ein weitreichender Überblick über die Kultur, wobei nicht nur Literatur, Musik und Sprachen im Vordergrund stehen, sondern auch das traditionelle Rechtsverständnis sowie die politische Kultur. Die einzelnen Texte liefern zum Teil historische Längsschnitte aus einzelnen Fachgebieten, aber auch Analysen bestehender Themenkomplexe als aktuelle Querschnitte. Damit kann dem Vorwurf des grundsätzlichen fragmentarischen Charakters solcher Sammelbände erfolgreich entgegengewirkt werden.