Benner analysiert die Gründe für die - im Gegensatz zu anderen Nachfolgestaaten der UdSSR - friedliche Entwicklung des Vielvölkerstaates Kasachstan seit der Unabhängigkeit 1991. Als theoretische Grundlage dienen verschiedene Konzepte von "Nation" und "Nationalismus" sowie modernisierungstheoretische Ansätze. Zunächst analysiert die Autorin noch aus präsowjetischer Zeit resultierende regionale und gesellschaftliche Besonderheiten sowie den Modernisierungsprozeß unter sowjetischer Herrschaft. Anschließend werden subnationale und nationale Identitätsebenen unterschieden. Mit Hilfe der gewonnenen Erkenntnisse wendet sich die Autorin der aktuellen Entwicklung Kasachstans zu. Als die friedliche Entwicklung fördernde Faktoren stellt Benner zum einen die ökonomische Abhängigkeit Kasachstans von Rußland dar, da sie eine konfrontative Politik gegenüber der russischen Bevölkerung in Kasachstan verhindere. Die Autorin betont die stabilisierende Rolle des Präsidenten Nazarbaev. Als weiteren Nationalismus verringernden Faktor führt sie die traditionellen Gesellschaftsstrukturen (Familie, Klan) an, da die "subnationalen Identitäten [...] die Bedeutung der nationalen Identität" einschränken (114). Konfliktpotential für die Zukunft sieht Benner u. a. in Tendenzen der Privilegierung der Kasachen gegenüber anderen Bevölkerungsgruppen und unzureichenden demokratischen Institutionen der Mitbestimmung für die verschiedenen Volksgruppen. Inhaltsübersicht: 1. Einleitung; 2. Nation, Ethnizität und Nationalismus; 3. Die regionale und historische Spezifik Kasachstans; 4. Nationenwerdung und partielle Modernisierung in Kasachstan; 5. Identitäten in Kasachstan; 6. Kasachstan im Wandel: Zwischen Reformen und der Kontinuität sowjetischer Strukturen; 7. Schluß.