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/ 01.09.2016
Alfred W. McCoy

Die CIA und das Heroin. Weltpolitik durch Drogenhandel

Frankfurt a. M.: Westend Verlag 2016; 760 S.; 24,- €; ISBN 978-3-86489-134-2
Alfred W. McCoy ist Professor für südostasiatische Geschichte an der Universität von Wisconsin in Madison und einer der international profiliertesten Experten zur Geschichte des internationalen Drogenkrieges. Sein Buch geht aus einer langen Beschäftigung mit diesem Thema hervor und offenbart ein erschütterndes Geflecht zwischen US‑amerikanischer Politik, dem Auslandsgeheimdienst CIA und verschiedensten kriminellen Organisationen. Dieses Geflecht wuchs über Jahrzehnte in einem brisanten Spannungsfeld aus rücksichtsloser Prohibitionspolitik gegenüber (fast allen) Rauschmitteln und einem machtzentrierten politischen Opportunismus, der bis heute den Nährboden für eine verheerende Ausbreitung von Drogen und einem ebenso verheerenden Krieg gegen diese (Beispiel Mexiko) bildet. Mit Beginn des Kalten Kriegs erhielten vor allem Geheimdienste Aufschwung, deren verdeckte Methoden zum bevorzugten Handlungsmodus in Auseinandersetzung mit dem kommunistischen Feind wurden. Um ihre politischen Ziele zu erreichen, bediente sich die CIA so – in unterschiedlichsten Kontexten – immer wieder vorhanden kriminellen Strukturen und Gruppen, um beispielsweise Rebellen zu stärken. Finanziert wurden solche Operationen häufig mit und durch Drogenhandel – in enger Kooperation mit den rekrutierten Syndikaten. So wurden jedoch nicht nur Stellvertreterkriege organisiert und finanziert, es wurde auch die hiesige Drogenkriminalität im enormen Ausmaß gestärkt. Die Ausbreitung von Drogenkonsum und sozialer Instabilität (mit teilweise fatalen politischen Folgen) wurde hierbei als Kollateralschaden akzeptiert. Der Autor schildert auf spannende und nahezu erschöpfende Weise, wie die Verflechtung zwischen CIA, amerikanischer Außenpolitik und Drogenhandel in vielen Teilen der Erde soziale und politische Strukturen zerstörte – zu nennen ist hier unter anderem Afghanistan. McCoy beschreibt mit wissenschaftlicher Akribie und Neutralität, wie diese Verflechtungen eine „staatlich verdeckte Unterwelt“ (37) hervorbrachten, die weiterhin ihre paradoxe Wirkung entfaltet. Die Originalausgabe von 1972 gilt längst als Standardwerk, das diesen finsteren Bereich geheimdienstlicher Machtpolitik schonungslos ausleuchtet. Die erweiterte zweite Ausgabe, auf dieser diese deutsche Übersetzung basiert, erschien 2003.
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Rubrizierung: 4.222.642.612.684.452.25 Empfohlene Zitierweise: Martin Repohl, Rezension zu: Alfred W. McCoy: Die CIA und das Heroin. Frankfurt a. M.: 2016, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/40034-die-cia-und-das-heroin_48329, veröffentlicht am 01.09.2016. Buch-Nr.: 48329 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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