/ 07.07.2016

Anke Hagedorn
Die Deutsche Welle und die Politik. Deutscher Auslandsrundfunk 1953-2013
Konstanz/München: UVK Verlagsgesellschaft 2016; 554 S.; 79,- €; ISBN 978-3-86764-625-3Diss. Konstanz; Begutachtung: C Wischermann, K. Arnold. – Anke Hagedorn nimmt das „zentrale Problem der Verschränkung von Auslandsfunk als außenpolitischem Instrument und der eigenen bzw. öffentlichen Erwartungshaltung an Journalisten und Journalismus“ (31) in den Blick. Wie gestaltet sich das Verhältnis der Deutschen Welle (DW) als Auslandssender zur Regierung, wie hat es sich über die Jahrzehnte entwickelt? Zur Beantwortung dieser Leitfragen beleuchtet die Autorin neben dem Einfluss politischer Ereignisse auf die Senderstruktur auch wichtige Personalentscheidungen und parteipolitische Aspekte der DW‑Entwicklung. Ihre gut lesbare Studie ist in fünf chronologische Abschnitte gegliedert. Nach der Einleitung behandelt sie im zweiten Kapitel zunächst die DW‑Gründung, die letztlich einen „für alle Beteiligten unbefriedigenden Kompromiss“ (183) ergeben habe. Streitfragen seien neben der Finanzierung auch die Unabhängigkeit des Senders sowie die Abgrenzung des DW‑Auftrags vom Deutschlandfunk gewesen, was zu jahrzehntelanger Konkurrenz geführt habe. Die Kapitel drei und vier sind dann der turbulenten Epoche des Kalten Kriegs und dem Senderwirken seit der Deutschen Einheit gewidmet. Die DW, hält Hagedorn abschließend fest, habe von Anfang an einen „Balanceakt“ (489) zwischen ihrer politischen Vereinnahmung als Auslandsfunk und dem Streben nach journalistischer Unabhängigkeit bewältigen müssen. Dabei habe sie im Kalten Krieg lange durchaus freiwillig regierungsnah agiert, ehe es im Zuge der neuen Ostpolitik der Regierung Brandt/Scheel zu einer „unübersehbare[n] Differenz zwischen der regierungsöffentlichen Position und der gesendeten Auffassung der DW“ (490) gekommen sei. Statt der Deutschen im Ausland seien heute als Zielgruppe „zunehmend Ausländer mit Interesse an Deutschland ins Blickfeld gerückt“ (505). Im Inland jedoch sei die DW „auch sechzig Jahre nach ihrer Gründung ein weitgehend unbekannter Sender“ (511). Die daraus resultierenden Legitimationsprobleme stünden nicht zuletzt der Lösung des Finanzierungsproblems im Weg, denn die Mittelausstattung der DW sei nach wie vor unzureichend.
{HEI}
Rubrizierung: 2.333 | 2.313 | 2.315 | 4.21 Empfohlene Zitierweise: Ulrich Heisterkamp, Rezension zu: Anke Hagedorn: Die Deutsche Welle und die Politik. Konstanz/München: 2016, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/39807-die-deutsche-welle-und-die-politik_48043, veröffentlicht am 07.07.2016. Buch-Nr.: 48043 Inhaltsverzeichnis Rezension druckenCC-BY-NC-SA