Skip to main content
/ 17.06.2013
Trautl Brandstaller

Die Donau fliesst nach Westen. Eine politische Reise von Wien ans Schwarze Meer

Wien: Molden Verlag 2001; 304 S.; geb., 28,90 €; ISBN 3-85485-067-0
Der europäischste aller Flüsse, die Donau, dient dem Buch als wegweisender und symbolträchtiger Strom. Er verband seit jeher die Anrainerstaaten Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien, Rumänien und Bulgarien mit dem restlichen Europa. Der Weltgeschichte des letzten Jahrhunderts wegen sind diese Länder jedoch zur "Terra incognita" für ihre westlichen Nachbarn geworden. Auf Entdeckungsreise entlang der Donau begab sich die Wiener Journalistin Brandstaller. Aus der Tour ist der ORF-Dreiteiler "Donauabwärts - Eine Reise ins unbekannte EUropa" entstanden. Das Buch ist eine Ergänzung der Fernsehproduktion, dem die Autorin einen politischen Anstrich geben möchte. Doch derart politisch, wie im Untertitel angekündigt, ist der Reisebericht nicht. Auch wenn es Interviews mit Politikern und Intellektuellen über die Haltung ihrer Landsleute zur Europäischen Union gibt, erzählt Brandstaller gleichzeitig wunderbare Geschichten von einfachen Leuten: von Bauern, Fischern, Winzern und Straßenmusikern. Die Länderberichte streifen nur leicht unterschiedliche Facetten des Lebens in der Donauregion: Optimismus und Resignation, neuer Reichtum und alte Armut, Moderne und Tradition, Hoffnungen auf ein friedliches Zusammensein verschiedener Völker ohne Minderheitenprobleme. Die Facetten sind jedoch durch die Liebe der Menschen zum Fleckchen Land verbunden, wo sie geboren wurden. Schöne Fotos runden die Porträts ab. Als politischer Appell ist das Buch trotzdem zu verstehen. Die Reise von Brandstaller beginnt nicht zufällig in Österreich. Das Land könnte einen erheblichen Beitrag - ohne ökonomisches Kalkül - zur Europa-Integration der Donauregion leisten, schon der Geschichte wegen. Die geborene Wienerin prophezeit daher: "Österreich hat am Beginn des 21. Jahrhunderts noch einmal eine große Chance, eine Chance, die es am Beginn des 20. Jahrhunderts kläglich verspielt hat." (296) Inhalt: Einleitung: Terra Incognita - Europas unbekannter Osten; 1. Österreich: Vom Rand in die Mitte Europas; 2. Die Slowakei - doppelt neugeboren. Die lange Suche nach der nationalen Identität; 3. Ungarn: Pionier der Liberalisierung, Pionier auf dem Weg in die EU. Was bleibt von "Mitteleuropa" - Atlantis, Chimäre oder Realität im größeren Europa?; 4. Kroatien: Von der nationalen Euphorie zur Normalität. Mythos "Bollwerk" und andere Mythen; 5. Jugoslawien: Schlüssel zum Frieden auf dem Balkan. Das Ende des "großserbischen Traums"; 6. Rumänien: Gestohlene Revolution, verkümmerte Demokratie. Roma in Osteuropa; 7. Bulgarien: Wo der wirkliche Balkan liegt. Rückkehr der Monarchen?; 8. Das Donaudelta; Ausblick: Für eine EU-Region Donauraum: EUROPA DANUBIANA.
Tetyana Lutsyk (TL)
Lizentiat der Internationalen Wirtschaftsbeziehungen (lic. oec. int.), Doktorandin, wiss. Mitarbeiterin, Institut für Wirtschaftspolitik, Universität Leipzig.
Rubrizierung: 2.623.63.12.4 Empfohlene Zitierweise: Tetyana Lutsyk, Rezension zu: Trautl Brandstaller: Die Donau fliesst nach Westen. Wien: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/16301-die-donau-fliesst-nach-westen_18713, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 18713 Rezension drucken
CC-BY-NC-SA