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/ 21.06.2013
Gustav Adolf Sonnenhol / Rainer Barthelt

Die Dritte Welt. Mythos und Wirklichkeit

Bonn: Bouvier Verlag 2007; 197 S.; geb., 19,90 €; ISBN 978-3-416-03163-9
Welche Strategie ist die Richtige im Umgang mit der sogenannten Dritten Welt? Für die Diskussion dieser Frage können die beiden Autoren auf einen breiten Erfahrungsschatz zurückgreifen: Sonnenhol war Botschafter in verschiedenen afrikanischen Staaten, arbeitete für die OECD in Paris und für das neu gegründete Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ), dessen erster Minister, Walter Scheel, dieses Buch mit einem Vorwort einleitet. Barthelt arbeitete ebenfalls für das BMZ und war als erster Deutscher Mitglied des Afrika-Beratergremiums der VN-Generalsekretäre Boutros-Ghali und Annan. Die Autoren zeichnen vor allem die westliche Debatte um die richtige Strategie mit dem Phänomen der Unterentwicklung nach. Dabei zeigen sie die jeweils vorherrschenden unterschiedlichen Leitlinien der Entwicklungspolitik auf, die sich im Kern um die Frage drehen, ob eine einheitliche, weltweite Strategie gefunden werden kann – wie sie prominente Vertreter wie etwa Willy Brandt zeitlebens gefordert haben –, oder ob nicht pragmatischere, fallorientierte Lösungen gefunden werden müssen, denen die Autoren selbst zuneigen. Im Mittelpunkt steht ihr Verständnis von Geschichte als Kulturwandel – insofern könne dieser Prozess des Kulturwandels nur inkrementalistisch begleitet werden, um die Folgen abzufedern. Besonders die in den 70er- und 80er-Jahren immer wieder vorgenommene Verknüpfung zwischen Rüstungs- und Entwicklungspolitik bei der Analyse des Problems der Unterentwicklung wird daher von beiden Autoren rückblickend zurückgewiesen. Abschließend bleibt anzumerken, dass die von den Autoren oft gescholtenen westlichen Utopisten vielleicht stärker im Kontext eines damals stattfindenden Bewusstseinswandels in der westlichen Welt hätten verstanden werden müssen, in dessen Zuge zumindest die Problematik der Unterentwicklung langsam dem Ost-West-Konflikt den Rang ablief – im Grunde ganz im Sinne ihrer eigenen These von der Geschichte als Kulturwandel.
Carsten Michael Nickel (CMN)
B. A., Politikwissenschaftler, wiss. Hilfskraft, Lehrstuhl für Internationale Politik, Ruhr-Universität Bochum.
Rubrizierung: 4.444.43 Empfohlene Zitierweise: Carsten Michael Nickel, Rezension zu: Gustav Adolf Sonnenhol / Rainer Barthelt: Die Dritte Welt. Bonn: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/27883-die-dritte-welt_32757, veröffentlicht am 07.04.2008. Buch-Nr.: 32757 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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