Der Autor – niederländischer Soziologe, Journalist und Professor – war im Jahr 2000 mit einem teils als provozierend, teils als überfällig empfundenen Essay über „Das multikulturelle Drama“ entscheidend an der Multikulturalismusdebatte in den Niederlanden beteiligt. Der vorliegende Band (Originaltitel „Het land van aankomst“) ist als umfangreiche und empirisch unterfütterte Ausarbeitung der Multikulturalismuskritik Scheffers zu verstehen und somit als europäisches Pendant zum vieldiskutierten „Who Are We?“ Huntingtons. Der Autor versteht sich vor allem als Aufklärer und somit gleichsam auch als Tabubrecher. „Die Konflikte, die durch das Kommen der Migranten entstehen, können nicht länger ignoriert werden“, so Scheffer (14). Thematisiert werden die aktuelle Lage und die Migrationsgeschichte in europäischen Ländern und in den USA. Erfreulicherweise beschreibt der Soziologe die Situation auch aus der Sicht von Migranten selbst. Gleichwohl bleibt die konservative, in der Debatte mit den Begriffen „Leitkultur“ oder „core culture“ verbundene Grundhaltung stets präsent. Ausdrücklich bekennt sich Scheffer zu einer Verbindung der Herangehensweisen verschiedener Wissenschaftsdisziplinen, weshalb hier keine stringente Studie sondern ein langgezogener wissenschaftlicher Essay mit zahlreichen persönlichen Eindrücken präsentiert wird. Das liest sich sehr gut, auch wenn man die Grundthesen und die immer wieder auftretenden Generalisierungen nicht teilen mag. Schwammig bleibt gleichwohl, welches Gegenkonzept Scheffer multikulturellen Vorstellungen entgegensetzen will. Sein abschließender Verweis auf die „offene Gesellschaft“ kann diesbezüglich wohl nur als erster Anknüpfungspunkt fungieren.