Inhalt des Buches sind eine Dokumentation und Analyse der Vorgeschichte und Geschichte des österreichischen Nationalfonds zur Entschädigung der Opfer des Nationalsozialismus; es basiert auf den seit Herbst 1986 gesammelten Materialien des jüdischen Publizisten Sternfeld. Er mußte Wien als 13jähriger verlassen, nach Großbritannien fliehen und lebte dann später in Palästina, bevor er 1966 nach Wien zurückkehrte. Seine Unterlagen bieten einen "Einblick in die Ablehnung und Zurückweisung der Opfer, die auf sämtlichen sozio-ökonomischen Ebenen parallel zur Bevorzugung ehemaliger Nationalsozialisten verlief" (2). Sternfeld setzt sich seit Jahren dafür ein, daß sich die Zweite Republik nicht nur zu den Verbrechen des Nationalsozialismus bekennt, sondern diesem Bekenntnis auch Taten folgen läßt. Seine hartnäckigen Bemühungen haben mit zur Verabschiedung des Bundesgesetzes über den "Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus" 1995 beigetragen; er führte im Vorwege im Auftrag der Israelitischen Kultusgemeinde Wiens zahlreiche Gespräche mit österreichischen Politikern. Ziel des Fonds ist es, Leistungen an 1938 verfolgte, vertriebene und enteignete Österreicher und Österreicherinnen zu erbringen. Das Buch umfaßt sowohl Dokumente aus Sternfelds Archiv als auch Interviews mit ihm, die Karin Liebhart 1997 geführt hat, sowie jahrelange Gesprächsnotizen Sternfelds, welche im Arbeitsjournal zu finden sind. Im abschließenden Beitrag geht Pelinka auf die Frage ein, warum die Zweite Republik Österreichs fünf Jahrzehnte brauchte, um ein Entschädigungsgesetz für die Opfer des Holocausts zu verabschieden. Aus dem Inhalt: I.1 Das Archiv von Albert Sternfeld; II.1 Albert Sternfeld: Image und Wirklichkeit; II.2 Der Opfermythos und die Ex-38er; III. Österreich und das Gedenkjahr 1988; IV. Die Suche nach einer Interessenvertretung; V. Der Lösungsplan Sternfelds; VI. Die Verbotsgesetz-Novelle 1992; VIII. Das novellierte Staatsbürgerschaftsgesetz; IX. Die parlamentarische Entschließung; XI. Bundespräsident Thomas Klestil in Israel; XII. Das Bundesgesetz über den "Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus"; XIII. Der "Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus"; Anton Pelinka: "Wir" und die anderen (283-292).