/ 22.06.2013
Sophia Marschner
Die Geschichte und Entwicklung der Europäischen Union. Unter besonderer Berücksichtigung des Weges Österreichs in die Europäische Union. Eine dokumentierte Analyse
Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2011 (Europäische Hochschulschriften: Reihe III, Geschichte und ihre Hilfswissenschaften 1084); 293 S.; brosch., 52,80 €; ISBN 978-3-631-61752-6Geschichtswiss. Diss. Düsseldorf. – Die Autorin zeichnet die Entwicklung der Europäischen Union von den Anfängen der europäischen Integration nach dem Zweiten Weltkrieg bis zum Vertrag von Lissabon und den Folgen der weltweiten Finanzkrise in den Jahren 2008/09 nach. Eingebettet in ihre umfassende Darstellung der historischen und institutionellen Grundlagen diskutiert sie das ambivalente Verhältnis Österreichs zur Europäischen Union. So habe Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg eine Politik des Ausgleichs zwischen Ost und West verfolgt. Marschner hebt hervor, dass Österreich in dieser Zeit zwar politisch und militärisch neutral, wirtschaftlich aber eindeutig auf den Westen ausgerichtet gewesen sei. Im Zuge der Affäre um den österreichischen Bundespräsidenten Kurt Waldheim in den 80er-Jahren sei Österreich international für die ungenügende Aufarbeitung seiner Rolle im Dritten Reich kritisiert worden. Marschner stellt fest, dass das Land sich zunehmend isoliert sah und der Mythos von Österreich als dem ersten Opfer Hitlers in sich zusammengebrochen sei. 1989 habe Österreich sich schließlich doch um die Mitgliedschaft in der Europäischen Union bemüht. Sie betont, dass viele Österreicher diesen Schritt, trotz des von Bundeskanzler Vranitzky durchgesetzten Neutralitätsvorbehaltes, als „Tabubruch“ (140) empfanden. Die 1955 getroffene Entscheidung für die Neutralität sei der Preis für den Rückgewinn der Souveränität Österreichs gewesen. In Bezug auf die Ausgestaltung seiner Neutralität habe sich das Land dann aber zu weit von dem Vorbild der Schweiz entfernt. So sei Österreich internationalen Organisationen beigetreten und habe sich um ein Arrangement mit der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft bemüht. Die Autorin sieht das Scheitern der österreichischen Neutralitätspolitik vor allem in dem Fehlen einer ausgeprägten Vision seiner Neutralität begründet.
Marinke Gindullis (MG)
Politikwissenschaftlerin.
Rubrizierung: 3.1 | 2.4 | 4.22
Empfohlene Zitierweise: Marinke Gindullis, Rezension zu: Sophia Marschner: Die Geschichte und Entwicklung der Europäischen Union. Frankfurt a. M. u. a.: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/34511-die-geschichte-und-entwicklung-der-europaeischen-union_41448, veröffentlicht am 19.01.2012.
Buch-Nr.: 41448
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