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/ 17.06.2013
Werner Kilian

Die Hallstein-Doktrin. Der diplomatische Krieg zwischen der BRD und der DDR 1955-1973. Aus den Akten der beiden deutschen Außenministerien

Berlin: Duncker & Humblot 2001 (Zeitgeschichtliche Forschungen 7); 404 S.; 24,- €; ISBN 3-428-10371-8
Bis zu den deutsch-deutschen Vertragswerken der 70er-Jahre war die Hallstein-Doktrin, d. h. die auf den ehemaligen Staatssekretär im Auswärtigen Amt zurückgehende Maßgabe, dass die Bundesrepublik die diplomatischen Beziehungen zu denjenigen Staaten abbräche, die die DDR anerkannten, ein erbitterter außenpolitischer Streitpunkt zwischen den beiden deutschen Staaten. Obgleich die Doktrin in der zeitgeschichtlichen Literatur häufiger untersucht und vor allem die Frage ihrer Wirksamkeit diskutiert worden ist, hat ihr die Forschung nur wenige umfassende Arbeiten gewidmet. Diese Lücke schließt diese Analyse eines langjährigen Diplomaten der Bundesrepublik, der umfangreiche Aktenbestände beider deutscher Außenministerien herangezogen hat. Nachdem Bonn zunächst lediglich die diplomatische Anerkennung des anderen deutschen Staates verhindern wollte, wurde daraus zudem ein weltweiter Kampf gegen jede Art von "Aufwertung" der DDR. Ein enormes Aufgebot an Personal und Geld wurde nun darauf verwendet, sich gegenseitig die Legitimation als Vertreter des "besseren" Deutschland streitig zu machen. Kilian bettet die Geschichte der Hallstein-Doktrin zu Recht in die überwölbenden Ost-West-Beziehungen jener Zeit ein. Denn erst so wird plausibel, warum die Doktrin im Schatten der globalen Entspannungspolitik ihren Sinn verloren hatte und bei den westlichen Alliierten auf zunehmendes Unverständnis stieß. Erst der gemeinsame Beitritt beider deutscher Staaten zu den Vereinten Nationen 1973 beendete formell die Gültigkeit der Hallstein-Doktrin, die wie kaum eine andere außenpolitische Richtlinie die erste Phase der Außenbeziehungen der Bundesrepublik bestimmt hatte. Inhaltsübersicht: I. Die Entstehung der Hallstein-Doktrin; II. "Wir sind auch wer" - Zur Deutschland- und Westpolitik der DDR; III. Alternative der "Finnlandisierung"; IV. Jugoslawien und Kuba - Die ersten Anwendungsfälle der Hallstein-Doktrin; V. Ghana; VI. Guinea; VII. Die ägyptischen Plagen - Die Nahostkrise und der Schiffbruch der Hallstein-Doktrin; VIII. Ceylon; IX. Der Ausnahmefall Sansibar; X. Zypern; XI. Das fünfmarkgroße Spalteremblem - Der Sport und das Deutschlandproblem; XII. Der deutsche Sitz in internationalen Organisationen; XIII. Der Londoner Zeiss-Prozeß - Die hohe Schule der Nicht-Existenz; XIV. Gab es auch eine asiatische Hallstein-Doktrin?; XV. Von der Hallstein- zur Scheel-Doktrin - Die Wandlungen der Deutschlandpolitik von 1955 bis 1973; XVI. Der gemeinsame Einzug in die UNO.
Markus Kaim (MK)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Forschungsgruppe "Sicherheitspolitik", Stiftung Wissenschaft und Politik, Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit, Berlin.
Rubrizierung: 4.214.224.41 Empfohlene Zitierweise: Markus Kaim, Rezension zu: Werner Kilian: Die Hallstein-Doktrin. Berlin: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/15009-die-hallstein-doktrin_17038, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 17038 Rezension drucken
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